Konsum treibt Wirtschaftswachstum

BIP expandiert um 1,5 Prozent - Berlin dürfte 2015er-Prognose anheben - Größter Staatsüberschuss seit langem

Konsum treibt Wirtschaftswachstum

Kauffreudige Verbraucher haben der deutschen Wirtschaft das größte Wachstum seit drei Jahren beschert. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts lag das Plus mit 1,5% nahezu doppelt so hoch wie das in der Eurozone. Die Regierung dürfte die Prognose für 2015 anheben.ge Berlin – Trotz eines Durchhängers im Sommer ist die deutsche Wirtschaft 2014 mit 1,5 % so schnell gewachsen wie seit 2011 nicht mehr. Motor dieser Entwicklung war der inländische Konsum, der um 0,8 Prozentpunkte zulegte. Die Bruttoinvestitionen steuerten weitere 0,3 Punkte bei. Der Exportüberschuss blieb mit 0,4 Prozentpunkten dagegen in seiner Bedeutung deutlich hinter der inländischen Verwendung von 1,1 Prozentpunkten zurück, betonte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamts, bei der Erläuterung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2014.Verglichen mit den anderen europäischen Ländern liegt Deutschland über dem Durchschnitt von 0,8 % in der Eurozone und 1,3 % in der aus 28 Ländern bestehenden EU, wie sie zuletzt von der Europäischen Kommission prognostiziert worden sind. Als “Alleinstellungsmerkmal” bezogen auf die Nachbarländer hob Egeler den Finanzierungsüberschuss des Staates – also Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen – hervor, der mit knapp 12 Mrd. Euro oder 0,4 % des BIP so hoch war wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Damals wurden jedoch milliardenschwere Auktionserlöse von UMTS-Lizenzen vereinnahmt. Einzig Luxemburg könne ebenfalls einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorweisen, haben die Statistiker ermittelt. “2015 besser als erwartet”Angesichts eines absehbar stabilen vierten Quartals mit einem Wachstum von 0,25 % zum Sommer, niedriger Ölpreise, die wie ein Konjunkturprogramm wirkten, sowie eines statistischen Überhangs in das neue Jahr von etwa 0,25 % will die Bundesregierung ihre Prognose für 2015 anheben. Der bisher veranschlagte Wert von 1,3 % dürfte auf 1,4 oder 1,5 % hochgesetzt werden, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen führenden Koalitionspolitiker. Die offizielle Prognose wird am 28. Januar veröffentlicht. Wenn es bei diesem Mix aus weiterem Beschäftigungsanstieg und fallenden Benzinpreisen bleibe, “wird 2015 besser als bisher erwartet”, assistiert Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.Basis der guten Entwicklung ist die hohe Beschäftigung von 42,7 Millionen Erwerbstätigen (gut 370 000 Personen mehr als 2013), gepaart mit einer um 3,6 % höheren (Netto-) Lohnsumme. Daraus resultiert ein Plus bei den privaten Konsumausgaben von 1,1 Prozentpunkten, ermittelten die Statistiker weiter. Auffällig ist dabei, dass die Summe der geleisteten Arbeitsstunden mit 1,4 % nahezu im gleichen Umfang stieg wie das BIP.Die Arbeitsproduktivität ist damit fast unverändert geblieben – sehr ungewöhnlich für eine Wirtschaft, die sich für die Herausforderungen der hochautomatisierten “Industrie 4.0” rüstet. Stephan Lüken, Referatsleiter Erwerbstätigenrechnung bei Destatis, erklärt dieses Phänomen als Vorboten des demografischen Wandels, der die Unternehmen zwinge, Experten auch bei schwacher Wirtschaft im Unternehmen zu halten, da es immer schwieriger wird, junge Fachkräfte anzuwerben. Auch als Folge dieser Entwicklung stiegen die Lohnstückkosten 2014 um 1,8 % – deutlich weniger als in den beiden Vorjahren. Während das (stark exportorientierte) verarbeitende Gewerbe um 2,0 % zulegte, lagen Finanz- und Versicherungsdienstleister als einzige Branche leicht im Minus.Die Investitionsquote verharrte wie in den vergangenen Jahren seit der Jahrtausendwende bei 20 %. Damit liegt Deutschland nach den Worten von Destatis-Inlandsexperte Norbert Räth leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Während die Abnutzungen beim Staat seit 2003 über den Investitionen lägen – was einen Verfall der öffentlichen Infrastruktur beschreibt -, kann Räth bei gewinnorientierten privaten Unternehmensinvestitionen keinen Nachholbedarf erkennen.