Konsum und Investitionen blühen auf
Der Aufschwung in Deutschland steht auf einer sehr breiten Basis. Im zweiten Quartal trugen sämtliche Sparten der Binnennachfrage zu dem kräftigen Wirtschaftswachstum von 0,7% binnen drei Monaten bei. Aber auch vom Export kamen Impulse.ks Frankfurt – Das deutsche Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal von preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,7 % gegenüber der Vorperiode stützt sich auf die gesamte Nachfragefront. Dies zeigen die Detailangaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für April bis Juni 2013. Die Veränderungsrate für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in dieser Periode war bereits bekannt gemacht worden (vgl. BZ vom 15. August) und wird von Destatis im Rahmen der Einzelzahlen traditionell auch nicht revidiert.Ein paar kleine Überraschungen hielten die Wiesbadener Statistiker in ihrer Mitteilung vom Freitag zu den einzelnen Nachfrageaggregaten gleichwohl bereit, auch wenn das eine oder andere in der Tendenz schon in der Schnellschätzung angedeutet worden war. So ging fast die Hälfte des starken Auflebens der Gesamtaktivität in der Berichtsperiode – im ersten Quartal hatte das BIP noch stagniert und in der Schlussperiode 2012 war es um 0,5 % geschrumpft – auf das Konto des privaten Konsums. Die Privathaushalte gaben 0,5 % mehr aus als in den drei Vormonaten. Die staatlichen Konsumausgaben wuchsen gar um 0,6 % und lieferten dadurch noch einen Wachstumsbeitrag zum gesamten BIP von 1 Zehntelpunkt. Volkswirte vermuten, dass staatliche Sofortmaßnahmen zur Fluthilfe als Sondereffekt eine Rolle gespielt haben.Als besonders erfreulich werten Analysten den Umstand, dass die deutschen Unternehmen offenbar wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken und Geld für Investitionen in die Hand nehmen. So sind die Bruttoanlageinvestitionen im zweiten Quartal um 1,9 % nach oben geschnellt und liefern, wie auch der Privatkonsum, einen großen Teil der Wachstumsdynamik: 0,3 Prozentpunkte des BIP-Plus. Bau holt kräftig aufEin Teil dieser Schubkraft ist aber wohl dem Nachholeffekt nach dem sehr strengen Winter geschuldet. Denn die Bauinvestitionen, die im ersten Quartal um 2,2 % zurückgefallen waren, zogen im Frühjahr um noch etwas stärkere 2,6 % an. Sie stehen damit für 3 Zehntelpunkte des Gesamtwachstums. Die Ausrüstungsinvestitionen wiesen mit plus 0,9 % die erste Quartalszunahme seit Sommer 2011 auf. Im wiedererwachten Optimismus der Unternehmen sieht Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, “ein gutes Signal für die gesamte Eurozone”. Offensichtlich ist inzwischen die Binnenwirtschaft zentraler Wachstumstreiber in Deutschland. Die ansonsten so große Bedeutung des Außenhandels nimmt dagegen ab. “Die Blessuren des schwachen Welthandels sind zwar sichtbar, sie fallen aber geringer aus, als in Anbetracht der schwierigen Situation in der Eurozone ursprünglich zu erwarten war”, sagt Gitzel.Der Außenbeitrag, also die um 2,2 % gestiegenen Exporte minus die um 2,0 % höheren Importe, belief sich auf knapp ein Drittel der gesamten BIP-Ausweitung. Dennoch ist darin nach Einschätzung von Christian Schulz, Ökonom bei der Berenberg Bank, ein positives Zeichen zu sehen, da “China in der Konjunkturdelle steckt und die Eurozone ihre lange Rezession gerade erst beendet hat”.Nach dem “überraschend starken Wachstum auf breiter Basis im zweiten Quartal” hat die KfW nach eigenen Angaben ihre BIP-Prognose für das laufende Jahr von + 0,3 % auf + 0,6 % verdoppelt. “Deutschland profitiert von der Stabilisierung in Europa”, sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.