Kosovo will Ende 2022 Antrag auf EU-Mitgliedschaft stellen
Reuters Tirana
Das Westbalkan-Land Kosovo will noch 2022 einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft stellen. Sie werde sich dafür einsetzen, dass die von Brüssel geforderten Gespräche mit Serbien stattfänden, um die noch bestehenden Differenzen zu lösen, sagte Präsidentin Vjosa Osmani am Dienstag in Tirana zu Beginn des EU-Westbalkan-Gipfels. Bei dem Treffen, an dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz teilnimmt, wird Thema sein, inwieweit die Annäherung der sechs Westbalkan-Staaten an die EU beschleunigt werden kann. „Ich werde heute hier vor allen Staats- und Regierungschefs der EU ankündigen: Der Kosovo wird seinen Antrag auf EU-Mitgliedschaft bis Ende dieses Jahres einreichen“, sagte Osmani.
Fünf Staaten des westlichen Balkans – Albanien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien – befinden sich bereits in unterschiedlichen Phasen des EU-Beitrittsprozesses. Scholz und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dringen darauf, dass wegen des Ukraine-Krieges und des russischen Einflusses im Westbalkan die EU-Aufnahme beschleunigt werden müsse. Druck entsteht auch dadurch, dass die EU mittlerweile der Ukraine eine Mitgliedschaft angeboten hat – der Beitrittsprozess mit den Westbalkan-Staaten aber seit 19 Jahren läuft.
Zuletzt waren vor allem die Spannungen zwischen den Regierungen in Belgrad und Pristina wieder hochgekocht. Serbien steht zudem unter Druck der EU-Staaten, sich ebenso wie die anderen Beitrittsaspiranten den EU-Sanktionen gegen Russland anzuschließen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic betonte dagegen auf dem Gipfel, Serbien sei „auf dem Weg in die EU, und das wird auch so bleiben“, es müsse aber auch seine eigenen Interessen verteidigen.
Die EU-Staaten, die bis auf Spanien alle mit ihren Staats- und Regierungschefs in Tirana vertreten sind, hatten sich zuletzt mehrfach mit den sechs Westbalkan-Staaten getroffen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft unserer Kinder sicherer und wohlhabender sein wird, wenn der westliche Balkan der EU angehört, und wir arbeiten sehr hart daran, Fortschritte zu erzielen“, sagte EU-Ratschef Charles Michel.