NOTENBANKEN VERHARREN IM KRISENMODUS

"Kranker Mann"

Japans ökonomische Herausforderungen

"Kranker Mann"

dpa-afx Berlin – Mit modernen Fertigungsmethoden und neuen Technologien galt Japan lange als das Wirtschaftswunderland, das scheinbar unwiderstehlich die Märkte in Europa und Amerika erobern konnte. Die Erfolgsgeschichte ist inzwischen längst passé: Seit Anfang der neunziger Jahre der aufgeblasene japanische Immobilienmarkt kollabierte, stürzte das Land in eine tiefe Krise, von der es sich nie richtig erholt hat.Jüngster Schlag für den “kranken Mann” im Pazifik: Das Erdbeben und der Tsunami von 2011, die riesige Zerstörungen anrichteten und zudem in Fukushima eine Atomkatastrophe ausgelöst hatten. Gleichwohl ist Japan international immer noch ein Riese: Das Land rangiert – vor Deutschland und hinter den USA und China – auf Platz 3 der größten Volkswirtschaften.Doch die Wirtschaftsprobleme sind gewaltig: Seit vielen Jahren steckt Japan in einer gefährlichen Spirale aus schrumpfenden Preisen und Wachstumsschwäche – einer sogenannten Deflation. Der neue Premier Shinzo Abe ist – wie viele seiner Vorgänger – mit dem Plan angetreten, diesen Kreislauf mit gigantischen Konjunkturprogrammen zu unterbrechen. Schützenhilfe erhält er dabei von “seinem” neuen Notenbankchef Haruhiko Kuroda, der die ohnehin aggressive Geldpolitik noch weiter forciert.Strukturelle Probleme werden damit allerdings nicht gelöst: Wie viele andere Beobachter sehen die Volkswirte der Commerzbank die größte Wachstumsbremse in der schrumpfenden Bevölkerung und dem damit rückläufigen Arbeitskräftepotenzial. Auch die gigantische Staatsverschuldung – fast das Zweieinhalbfache der Wirtschaftsleistung – ist eine riesige Bürde.International ist der wirtschaftspolitische Kurs Tokios vor allem wegen der Währungspolitik umstritten. Unumwunden hatte Abe schon zu Beginn des Jahres den Kauf von ausländischen Staatsanleihen ins Gespräch gebracht. Auf diese Weise würde der aus japanischer Sicht zu hoch bewertete Yen geschwächt, was im Gegenzug die heimische Exportwirtschaft unterstützen würde. Kritiker warnen deshalb vor einem Abwertungswettlauf.