Kreditfluss in Euroland bleibt Sorgenkind

Rückgang beschleunigt sich wieder - M3 überrascht

Kreditfluss in Euroland bleibt Sorgenkind

ms Frankfurt – Hoffnungen auf eine bevorstehende Trendwende bei der Kreditvergabe im Euroraum haben einen erheblichen Dämpfer erhalten. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) gestern mitteilte, hat sich im Oktober der Volumenrückgang der an Unternehmen und private Haushalte vergebenen Kredite wieder beschleunigt – nachdem er sich im September gegenüber August ein wenig verlangsamt hatte. Gegenüber Vorjahr lag die Summe der Kredite im Oktober um 2,1 % niedriger – nach revidierten – 2,0 % im September. Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen lag das Minus im Oktober bei 1,7 %.Die Daten “malen ein immer deprimierenderes Bild der Kreditvergabe der Banken, vor allem für den Unternehmenssektor”, sagte Thomas Harjes, Volkswirt bei Barclays Capital. Bei Ausleihungen an Firmen lag das Minus bei 3,7 % (bereinigt: – 2,9 %). Auch andere Ökonomen zeigten sich von der neuen Geldmengen- und Kreditstatistik der EZB ernüchtert.Die leichte Verlangsamung des Rückgangs im September gegenüber August hatte vereinzelt Hoffnungen geschürt, dass sich eine Trendwende abzeichnen könnte. Schließlich war es das erste Mal seit März gewesen, dass das Minus in der Jahresrate in einem Monat gegenüber dem Vormonat niedriger lag. Kurz darauf hatte auch eine EZB-Umfrage zu Kreditkonditionen Hoffnungen genährt, weil Banken lockerere Bedingungen für die Zukunft prognostizierten.Mit den neuen Daten dürften auch bei den Verantwortlichen in der Eurozone die Sorgen wieder zunehmen. Die schwache Kreditvergabe gilt vielen als ein Haupthindernis für eine stärkere wirtschaftliche Erholung. Insbesondere in den Krisenländern klagen viele Unternehmen, dass sie kaum oder wenn nur zu sehr hohen Kosten an Bankkredite kommen. Besonders groß ist der Druck auf die EZB, ihre Zinsen erneut zu senken oder weitere Hilfen aufzulegen. Dieser Druck dürfte zunehmen.Anders als bei Unternehmen gab es bei Krediten an Haushalte erneut ein leichtes Plus – von 0,1 % beziehungsweise bereinigt 0,3 %. Beide Werte sind unverändert gegenüber September. Ausleihungen an Haushalte gelten als vorlaufender Indikator, das unveränderte Plus kann somit als positives Signal gesehen werden. Kredite an Firmen hinken dagegen der Konjunkturentwicklung hinterher. Trotzdem wurden die gestrigen Daten insgesamt als eher schlecht aufgenommen.Dazu trug auch der überraschend starke Rückgang beim Wachstum der Geldmenge M3 bei. Die Jahresrate fiel von 2,0 % auf 1,4 %. Der Referenzwert der EZB liegt bei 4,5 %. Die enger gefasste Geldmenge M1, die viele als guten Frühindikator für die Konjunkturentwicklung sehen, legte im Oktober gegenüber Vorjahr um 6,6 % zu – nach zuvor 6,7 %.