Kreditimpuls wird stärker
Die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) wirkt inzwischen stärker auf die Realwirtschaft durch, als dies in den vergangenen Monaten noch zu beobachten gewesen war: Die Kreditvergabe von Banken an Firmen und Privathaushalte in der Eurozone hat im Oktober überraschend deutlich zugenommen.lz Frankfurt – Die Geldmenge und die Kreditvergabe im Euroraum sind im Oktober stärker gewachsen als von Ökonomen erwartet. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag mitteilte, wuchs die breit gefasste Geldmenge M3 zum Vorjahresmonat um 5,3 % nach 4,9 % im Vormonat. Das Wachstum der enger gefasste Geldmenge M1, die als Konjunkturindikator gilt, erhöhte sich von 11,7 auf 11,8 %.Die Geldmenge M3 umfasst den Bargeldumlauf, den Zentralbankgeldbestand der Banken, die Sichteinlagen der Nichtbanken, Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten, Anteile an Geldmarktfonds, Repo-Verbindlichkeiten, Geldmarktpapiere sowie Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Die enger gefasste Geldmenge M1 (Bargeld plus Sichteinlagen) wuchs mit einer Jahresrate von 11,8 % (Vormonat: 11,7 %.Die Geldmengenentwicklung wird maßgeblich angetrieben durch eine deutlich ausgeweitete Kreditvergabe durch die Banken. Insgesamt wurden im Oktober 2,3 % mehr Kredite ausgereicht als im Vorjahresmonat. Damit beschleunigte sich das Wachstum. Im September hatte die Kreditvergabe im Vorjahresvergleich noch um 2,1 % zugenommen.Die privaten Haushalte erhielten 1,2 % mehr Kredite als vor einem Jahr, nach einer Steigerung von 1,1 % im September. Unternehmen außerhalb des Finanzsektors nahmen 0,6 % mehr Kredite auf als ein Jahr zuvor. Im September hatte das Wachstum lediglich 0,1 % betragen.Im längeren Vergleich wächst das Kreditvolumen trotz der lockeren EZB-Geldpolitik zwar nach wie vor nur schwach, doch könnten die neuen Daten nun eine Trendwende am Kreditmarkt signalisieren, wie Ökonomen mutmaßen. Denn die Reaktion der Realwirtschaft auf die geldpolitische Lockerung habe wegen des gestörten geldpolitischen Transmissionskanals über die Banken erst später einsetzen können. Ökonomen wie Johannes Mayr von der BayernLB kritisiert denn auch die Ungeduld der tonangebenden EZB-Direktoriumsmitglieder, bereits in der nächsten Woche die Lockerung noch weiter zu treiben: “Die positivere Kreditentwicklung stellt die sehr aggressive EZB-Lockerung in Frage.”Bereits seit Wochen lassen EZB-Vertreter die Märkte wissen, dass es im Dezember erneut zu einer geldpolitischen Lockerung kommen werde, weil das Wachstum noch schwach sei und das Inflationsziel auf absehbare Zeit nicht erreicht werde. Mit ihrem bisherigen Anleihekaufprogramm im Volumen von über 1 Bill. Euro will die EZB erreichen, dass die Wirtschaft stärker mit Geld versorgt wird. Das soll die Konjunktur ankurbeln und in der Folge für mehr Inflation sorgen. Auch mit einem negativen Einlagensatz stemmt sie sich gegen diese Entwicklung. Am Donnerstag, so heißt es, soll nun in beiden Fällen nachgesteuert werden.