Kreditmarkt weniger düster

Die August-Daten der EZB nähren die Zuversicht, dass Besserung unterwegs ist

Kreditmarkt weniger düster

Die neuen Daten zur Geld- und Kreditentwicklung im Euroraum signalisieren zwar eine leichte Besserung der Lage. Doch die Banken halten sich weiter zurück bei der Vergabe von Darlehen. Angesichts der wieder schwächelnden Konjunktur rufen Ökonomen immer lauter nach einem EZB-Programm zum Ankauf von Staatsanleihen.lz Frankfurt – Wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilt, ist die breitgefasste Geldmenge M3 im August um 2,0 % expandiert. Dies ist das stärkste Wachstum seit fast einem Jahr und signalisiert etwas Entspannung in den Volkswirtschaften des Währungsraums. Im Monat davor lag der Wert noch bei 1,8 %. Die Markterwartungen (1,9 %) wurden damit im August etwas übertroffen.Mit viel gutem Willen sind auch bei der Kreditvergabe der Banken Hoffnungssignale zu erkennen: Der Sinkflug hat sich immerhin etwas verlangsamt. Nach einem Rückgang der Darlehensvergabe an den Privatsektor von 1,8 % und 1,6 % im Juni und Juli schrumpfte sie im August zum Vorjahr nur noch um 1,5 %. Eine Trendwende ist hierbei zwar nicht unbedingt zu erkennen, aber eine gewisse Bodenbildung schon. Das lässt Rufe nach weiter gehenden Maßnahmen der EZB zur Ankurbelung der Kreditvergabe aber nicht verstummen – im Gegenteil.Die sehr zurückhaltende Ausleihungspraxis insbesondere südeuropäischer Banken hat die EZB bereits zu diversen unkonventionellen Maßnahmen greifen lassen. So wurden gezielte längerfristig orientierte Liquiditätsinjektionen in das Bankensystem zu günstigen Konditionen beschlossen (TLTRO). Eine erste Tranche wurde unlängst vergeben, die Nachfrage blieb jedoch deutlich unter den Erwartungen. Im Dezember ist eine zweite Tranche geplant. Und schon im Oktober sollen Käufe von Verbriefungen (ABS) und Pfandbriefen (Covered Bonds) starten.Nach Ansicht von Johannes Mayr von der Bayerischen Landesbank werde die EZB die August-Daten als positives Signal werten. Damit steige die Hoffnung, dass sich die Kreditvergabe weiter schrittweise verbessere. Zudem mehrten sich die Zeichen, dass die Geldmengendynamik nachhaltig etwas günstiger ausfalle. Dies könnte zu einer Stabilisierung der mittelfristigen Inflationserwartungen beitragen, betont Mayr. Für eine Entwarnung sei es “allerdings zu früh, denn kurzfristig dominieren bei der Inflationsentwicklung nach wie vor die Abwärtsrisiken”.Ob die Sondermaßnahmen der EZB nun einen Stimmungsumschwung bewirken können, daran äußern Volkswirte immer wieder Zweifel, weil die Kreditschwäche nicht nur Angebots-, sondern auch Nachfrage-getrieben ist. “Europa lahmt”, warnt etwa Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe. Weit und breit gebe es kaum Konsum, der Wohnungsbau expandiere nur in wenigen Ländern und die Unternehmen bezahlten “das Bisschen an Investitionen aus den Reserven oder sparen Geld, statt es in die Zukunft ihrer Unternehmen zu stecken”. Das Ergebnis sei ein viel zu geringes Kredit- und Geldmengenwachstum, woran kurzfristig auch die besten Strukturreformen nichts ändern würden. Zeuner: “Die Debatte über die richtige Geld- und Fiskalpolitik wird also weitergehen.”