Kreditvergabe an Firmen in Euroland nimmt zu
ms Frankfurt – Die Kreditvergabe der Banken im Euroraum an Unternehmen hat sich in der zweiten Coronawelle wieder etwas beschleunigt – was insbesondere darauf zurückzuführen sein dürfte, dass sich die Firmen für Probleme wappnen und Zahlungsschwierigkeiten vermeiden wollen. Das geht aus gestern veröffentlichten Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor. Zugleich hat aber das Wachstum der Geldmenge weiter zugelegt – was durchaus als positives Konjunktursignal interpretiert werden kann.Die Kreditvergabe steht aktuell im besonderen Fokus, weil die EZB mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass sich die wirtschaftliche Schwäche infolge der Pandemie über Probleme im Finanzsektor verfestigt und verstärkt. Die Euro-Hüter fluten deshalb nicht nur über ihre Anleihekäufe die Märkte, sondern stellen auch den Banken quasi unbegrenzt Liquidität zur Verfügung und das zu beispiellos günstigen Konditionen.Im November vergaben die Banken laut den EZB-Daten 6,9 % mehr Kredite an Unternehmen als im Jahr zuvor. Im Oktober hatte das Plus bei 6,8 % gelegen. Im November hatte sich die Pandemielage erneut deutlich zugespitzt, worauf auch viele Euro-Staaten mit neuen Beschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens reagiert hatten. Im Dezember folgten dann vielerorts Verschärfungen. An die Privathaushalte reichten die Institute im November 3,1 % mehr Kredite aus als im Vorjahr nach einem Plus von 3,2 % im Oktober.Weiterhin sehr dynamisch wächst die Kreditvergabe an den öffentlichen Sektor. Im November stand ein Plus von 21,4 % zu Buche, nach 20,3 % im Oktober. Die EZB zielt mit ihren Anleihekäufen auch darauf ab, den Staaten für die beispiellosen Konjunkturhilfen den Rücken freizuhalten. Zum Jahreswechsel hatte EZB-Ratsmitglied Olli Rehn das im Interview der Börsen-Zeitung noch einmal explizit betont (vgl. BZ vom 31.12.2020). Vor allem in Deutschland tobt aber eine teils hitzige Diskussion, ob die EZB damit verbotene Staatsfinanzierung betreibt.Deutlich legte im November auch das Wachstum der Geldmengen zu. Die breiter gefasste Geldmenge M3 wuchs um 11,0 % nach 10,5 % im Oktober, die enger gefasste Geldmenge M1 um 14,5 %, nach zuvor 13,8 %. Das starke Geldmengenwachstum befeuert auch die Debatte über eine künftig steigende Inflation. Die Einschätzungen von Experten gehen da aber auseinander. Das starke M1-Wachstum gilt indes als positives Signal, weil M1 nach verbreiteter Einschätzung ein guter Frühindikator für die Konjunktur ist.Unterdessen hat das Eurosystem im Dezember seine Anleihebestände weniger erhöht als in den Monaten zuvor. Wie die EZB mitteilte, stiegen die Bestände der beiden Anleihekaufprogramme APP und PEPP zusammen um gut 78,2 Mrd. Euro. Im November hatte das Plus noch bei knapp 98,6 Mrd. Euro gelegen. Allerdings hatte das Eurosystem zwischen dem 19. Dezember und 3. Januar die Käufe ausgesetzt, weil da die Marktliquidität traditionell sehr gering ist.Mit Blick auf die Anleihekäufe sprach sich Spaniens Notenbankchef Pablo Hernández de Cos dafür aus zu prüfen, inwieweit die EZB ganz gezielt die Renditen auf Euro-Staatsanleihen kontrollieren könnte. Diese als “Yield Curve Control” bekannte Strategie verfolgt etwa die Bank of Japan. Andere Zentralbanken liebäugeln damit. Im EZB-Rat ist das aber durchaus umstritten, zumal es keine einheitlichen Euro-Renditen gibt.