Kreditvergabe an Firmen zieht an
Kurz vor der nächsten EZB-Sitzung kommen von der Kreditfront positive Signale. Besonders sticht die Entwicklung bei Firmenkrediten hervor. Zudem signalisieren die Geldmengen solides Wachstum im Euroraum.ms Frankfurt – Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum kommt zunehmend besser in Schwung – was als positives Signal für die Euro-Wirtschaft gilt. Das Volumen der Ausleihungen an Firmen erhöhte sich im Juli im Vergleich zum Vorjahr – bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen – um 0,9 %, wie aus gestern veröffentlichten Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht. Im Juni hatte die Jahresrate bei 0,2 % gelegen. Damit ist sie erstmals seit Anfang 2012 deutlich im positiven Bereich. Bis einschließlich April hatte die Rate gar im negativen Bereich gelegen, Anfang 2014 zeitweise bei – 3,2 %. Zum Vormonat erhöhte sich das Kreditvolumen absolut betrachtet um 14 Mrd. Euro. Bestätigung für EZBDie Entwicklung bei den Unternehmenskrediten stach unter den Daten positiv hervor – zumal speziell die Kreditvergabe an Firmen lange nicht in Fahrt kommen wollte. Aber auch insgesamt zeichneten die Daten ein positives Bild: Die Kreditvergabe an den Privatsektor insgesamt lag bereinigt um 1,4 % über Vorjahr – nach 0,9 % im Juni. Zudem verzeichneten die breite Geldmenge M3 wie auch die enger gefasste Geldmenge M1 ein starkes Plus. M1 gilt als guter Vorlaufindikator für die Euro-Konjunktur.Die Daten dürften die EZB in ihrer Einschätzung bestätigen, dass ihre aggressive geldpolitische Lockerung seit Mitte 2014 zunehmend in der Realwirtschaft ankommt und wirkt. Mitte August hatte Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, dass die EZB-Maßnahmen “nach und nach, wenn auch nur langsam” in der Kreditvergabe und der Realwirtschaft ankämen (vgl. BZ vom 15. August). Er hatte deshalb trotz der Sorgen um China und des neuerlichen Ölpreisverfalls für ein Festhalten an der Politik der “ruhigen Hand” plädiert.Die Kreditdaten dämpften auch Spekulationen, die EZB könne schon kurzfristig nachlegen und ihr Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) ausweiten. Aktuell will sie bis September 2016 für monatlich 60 Mrd. Euro Wertpapiere kaufen. Der EZB-Rat tagt nächsten Donnerstag. “Die Daten verstärken den Eindruck, dass sich die Zentralbank wahrscheinlich nicht zu einer kurzfristigen Veränderung der Politik wird drängen lassen”, sagte Ken Wattret, Europa-Chefvolkswirt bei BNP Paribas.Insbesondere die schleppende Kreditvergabe an Unternehmen hatte zuletzt noch Sorgen ausgelöst. Diese Kategorie gilt als besonders wichtig für die Einschätzung der Investitionsnachfrage und damit der Konjunkturdynamik. Mit 0,9 % ist die Jahresrate historisch gesehen immer noch niedrig – aber die Entwicklung scheint in die richtige Richtung zu gehen. “Der Trend ist klar aufwärts gerichtet”, sagte auch BNP-Ökonom Wattret. Die Kreditvergabe an die privaten Haushalte legte gar um 1,9 % zu.Johannes Mayr, Volkswirt der BayernLB, sprach davon, dass die Daten “überraschend positiv ausgefallen” seien. Sie “stärken die Hoffnung, dass der Kreditimpuls die Konjunktur im Euroraum in den kommenden Monaten nun doch etwas stärker beflügelt”. Zugleich müssen Banken und Unternehmen im Euroraum ihre Bilanzen weiter bereinigen und ihre teils hohe Verschuldung abbauen – was die Dynamik dämpft. M3-Wachstum bei 5,3 ProzentDie Geldmenge M3 verzeichnet im Juli ein Plus von 5,3 % – nach 4,9 % im Juni. Das Plus liegt damit seit fünf Monaten oberhalb der 4,5 %, die die EZB ursprünglich als Referenzwert für ein aus ihrer Sicht angemessenes Wachstum der Geldmenge definiert hatte. Dieser Wert hat aber an Bedeutung verloren. Der Anstieg auf 5,3 % widerspricht aber in jedem Fall Sorgen, dass für den Euroraum erneut deflationäre Gefahren drohen. Der Ölpreisrückgang drückt die ohnehin niedrige Inflation von zuletzt 0,2 % im Juli weiter.Auch die enger gefasste Geldmenge M1 legt im Juli noch einmal zu – das Plus kletterte von 11,7 % auf 12,1 %. M1 gilt als guter Fingerzeig für die Konjunktur in drei bis vier Quartalen. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, verwies darauf, dass die aktuellen M1-Wachstumsraten in Einklang stünden mit einem wahren Boom bei den Ausgaben von Haushalten und Unternehmen in der Zukunft. Nach der Weltfinanzkrise seien beide aber vorsichtiger. Die M1-Entwicklung spreche aber für solides Wachstum in der Zukunft.Im zweiten Quartal war die Euro-Wirtschaft um 0,3 % gewachsen – nach jeweils 0,4 % in den beiden Vorquartalen. Das hatte Sorgen verstärkt, die Erholung verliere schon wieder an Schwung – zumal die Lage in China und den Schwellenländern die Weltwirtschaft belastet.