Kreditvergabe im Euroraum lahmt

Rückgang bei Firmenkrediten beschleunigt sich - Zypern büßt Spareinlagen ein

Kreditvergabe im Euroraum lahmt

ms Frankfurt – Der Negativtrend bei der Kreditvergabe im Euroraum verfestigt sich zusehends: Die Summe der an Firmen und Privathaushalte ausgereichten Bankkredite ging im April gegenüber Vorjahr um 0,9% zurück, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte – nach einem Minus von 0,7% im März. Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen lag das Minus bei 0,5 ( – 0,3)%.Vor allem der Rückgang bei der Kreditvergabe an Unternehmen beschleunigte sich erheblich: Die Jahresrate lag im April bei – 3,0%, nach – 2,4% im März. Bereinigt stieg das Minus auf 1,9%, nach – 1,3% im März. Auch im Vergleich zum Vormonat gab es ein deutliches Minus: Von März auf April sanken die bereinigten Ausleihungen um 18 Mrd. Euro.Die Kreditvergabe bleibt damit für Notenbanker und Politiker ein Grund zur Sorge. Sie gilt als zentrales Hindernis für die wirtschaftliche Erholung im Euroraum. Vor allem die EZB steht deshalb unter Druck. Nach Einschätzung vieler Notenbanker aber stehen hinter der mauen Kreditvergabe vor allem auch eine schwache Nachfrage und Faktoren wie eine hohe Risikoaversion der Banken – Faktoren, bei denen die Währungshüter für sich nur begrenzte Handlungsoptionen sehen.”Auf der Kreditseite gibt es kein Zeichen für eine Verbesserung”, sagte Hervé Amourda, Volkswirt der Société Générale, zu den neuen Daten. Für ihn ist vor allem ein “Mangel an Vertrauen in zukünftiges Wachstum” das Problem bei der Kreditvergabe.Positiver als die Lage bei den Firmenkrediten ist indes jene bei den Verbraucherkrediten. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten sie im April wie im März um 0,4% zu. Bereinigt liegt das Plus bei 0,3%. Auch von März auf April verzeichnete die EZB ein leichtes Plus – um 2 Mrd. Euro bei den bereinigten Zahlen.”Die Kreditvergabe an die Haushalte scheint sich im Großen und Ganzen stabilisiert zu haben bei mäßigen, aber positiven Raten”, sagte Marco Valli, Chefvolkswirt für die Eurozone bei Unicredit. Das sieht er als positives Signal und er verweist darauf, dass die Firmenkredite historisch immer zuletzt den Wendepunkt im Kreditzyklus erreicht hätten.Das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3 legte im April von zuvor 2,6% auf 3,2% zu. Noch deutlicher war das Plus bei der enger gefassten Geldmenge M1. Sie erhöhte sich um 8,7% – nach plus 7,1% im März.Die Geldmengen- und Kreditdaten der EZB geben auch Auskunft über die derzeit im Fokus stehenden Einlagen bei Banken im Euroraum. Den neuen Daten zufolge musste Zypern im April noch einmal einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Die Einlagen der Haushalte und Unternehmen mit Sitz im Euroraum bei zyprischen Banken gingen um knapp 7% zurück – auf rund 34,9 Mrd. Euro.Der Inselstaat hatte Anfang März nur mit internationalen Hilfen eine Staatspleite verhindern können. Im Gegenzug muss er sein Bankensystem rigoros eindampfen und dabei müssen auch Sparer bluten. Um eine abrupte Kapitalflucht zu verhindern, waren erstmals seit Euro-Einführung im Währungsgebiet Kapitalverkehrskontrollen eingeführt worden – die schrittweise gelockert werden.Bei den anderen Krisenländern gab es im April ein gemischtes Bild: Während etwa Spanien ( – 0,7%) und Griechenland ( – 1,2%) Abflüsse verzeichneten, vermeldeten Irland (0,6%) und Portugal (0,8%) Zuflüsse. Nach der Zypern-Rettung und der Beteiligung der Sparer war die Sorge, dass es eine Kapitalflucht aus anderen Ländern geben könnte.