Kreditvergabe im Euroraum legt stetig zu
ba Frankfurt – Die Kreditvergabe in der Eurozone kommt von niedrigem Niveau aus nur mühsam voran. Im August wurden an private Haushalte 1,8 % mehr Kredite vergeben als vor einem Jahr, wie die Europäische Zentralbank (EZB) gestern mitteilte. Im Juli hatte das Plus ebenfalls bei 1,8 % gelegen. Die Wachstumsrate der besonders aufmerksam beobachteten Kredite an Unternehmen bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen stieg wie auch im Vormonat um 1,9 %. Die Erholung bei der Kreditvergabe setze sich “im Schneckentempo fort”, urteilte denn auch Bert Colijn von der ING Bank. Die Stagnation zeige, dass die Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten zu einer vermehrten Risikoaversion im August geführt habe und auf die Erholung der Kreditvergabe drücke – ebenso wie auf das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal.Zugelegt hat hingegen das Wachstum der Geldmengen M 1 und M 3. Die breit gefasste Geldmenge M 3 verzeichnete wie von Analysten erwartet zum Vorjahresmonat ein Plus von 5,1 % – nach einem Plus von 4,9 % im Juli. Die enger gefasste Geldmenge M 1 legte im Jahresvergleich im August um 8,9 % zu, nach 8,4 % im Vormonat. M 1 gilt aufgrund des hohen Anteils an kurzfristig verfügbaren Einlagen als guter Konjunkturindikator. Wie gut die Prognosefähigkeit für das Wirtschaftswachstum aber derzeit ist, “steht und fällt mit dem aktuellen breit angelegten Anleihenkaufprogramm der EZB”, schränkt Colijn ein.Bisher, so Colijn, zeigten die Versuche der EZB, mit der lockeren Geldpolitik Konjunktur und Kreditvergabe im gemeinsamen Währungsraum anzukurbeln, nur geringe Wirkung. Gleichwohl deute das leicht beschleunigte Nachfragewachstum für Konsumentenkredite auf steigende Verbraucherausgaben im dritten Quartal hin. Das stabile Wachstum der Kredite an Unternehmen zeige, dass das Investitionsklima angesichts der politischen Risiken im Sommer bislang nicht gelitten habe, so Colijn. Er erwartet ein anhaltendes Wirtschaftswachstum von 0,2 % bis 0,3 % im Quartalsvergleich.