Kreditvergabe im Euroraum legt wenig dynamisch zu

Geldmenge M 3 wächst im April schwächer

Kreditvergabe im Euroraum legt wenig dynamisch zu

ba Frankfurt – Die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) findet zwar weiter ihren Weg in die Realwirtschaft, allerdings ist die Kreditvergabe im Euroraum im April nicht mehr so dynamisch gewachsen wie im Vormonat. Banken im Euroraum reichten im April 2,4 % mehr Darlehen an Firmen außerhalb des Finanzsektors aus als im Vorjahr, wie die EZB gestern mitteilte.”Alles andere wäre angesichts der hervorragenden Stimmung der Unternehmen und der anziehenden Investitionstätigkeit eine Überraschung gewesen”, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Es zeige, “dass die Unternehmen wieder optimistischer in die Zukunft blicken”. Damit Europa den großen Investitionsrückstand aus den Krisenjahren aufholen kann, müsse sich diese erfreuliche Entwicklung aber fortsetzen. Im Februar lag die Kreditvergabe an Unternehmen 1,9 % über dem Niveau des Vorjahres, im März vermeldete die EZB ein Plus von 2,3 %. Unter den vier großen Euro-Ländern legt die Kreditvergabe in Frankreich weiter am dynamischsten zu, gefolgt von Deutschland. Für Spanien wurde nach Jahren der Schrumpfung den zweiten Monat in Folge ein Anstieg vermeldet. Auch in Italien bleibt das Kreditwachstum trotz der Turbulenzen im Bankensektor weiter leicht über der Nulllinie. Laut Zeuner stehen die Chancen “nach dem positiven Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen gut”, dass sich die positive Entwicklung fortsetze. Es bleibe aber wichtig, “dass die gemeinsamen Anstrengungen für eine stabilere Eurozone fortgesetzt werden, um die erreichten Erfolge nicht zu gefährden”.Die EZB hält ihren Leitzins seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0 %, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Sie erwirbt zudem für monatlich 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere (Quantitative Easing, QE). Banken sollen dadurch angeregt werden, mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte auszureichen, statt in diese Papiere zu investieren. Das stützt die Konjunktur und sorgt für mehr Preisauftrieb im Währungsraum. Die Währungshüter wollen die in Deutschland umstrittenen Käufe noch bis Ende 2017 fortsetzen. Das Gesamtprogramm soll dann ein Volumen von 2,28 Bill. Euro erreichen.An Privathaushalte im Währungsraum reichten die Banken im April ebenfalls 2,4 % mehr Darlehen aus als im Vorjahr. Die Vergabe von Krediten für den Immobilienerwerb nahm um 3,0 % zu. Einen besonders kräftigen Anstieg gab es mit 4,6 % bei den Konsumentenkrediten.Die für die Eurozone wichtige Geldmenge M 3 stieg im April um 4,9 %. Volkswirte hatten allerdings mit einem Plus von 5,2 % gerechnet, nachdem M 3 im März noch 5,3 % zugelegt hatte. Zur Geldmenge M 3 zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. Eine sehr stark wachsende Geldmenge signalisiert nach traditioneller Lehrmeinung stets eine potenzielle Inflationsgefahr. Derzeit hält sich diese Gefahr aber in Grenzen – Ökonomen erwarten, dass der Preisauftrieb im Mai nachgelassen hat. Neben gesunkenen Preisen für Benzin, Diesel und Heizöl dürfte die späte Lage des Osterfestes für einen Rückgang sorgen, wie es bei der Deka heißt. Die Jahresteuerungsrate für den Euroraum wird mit 1,5 % nach 1,9 % im April prognostiziert, die Kernteuerungsrate mit 1,0 % nach 1,2 %. Das Statistikamt Eurostat gibt die Inflationsdaten am Mittwoch bekannt.