Kreditvergabe im Fokus
Die Kreditvergabe der Banken spielt im Euroraum eine zentrale Rolle für die Wirtschaft. Die Bundesbank hat nun analysiert, warum es weiter große Unterschiede zwischen den Ländern gibt.ms Frankfurt – Für eine stärkere und dauerhafte Erholung der Kreditvergabe an Unternehmen ist in Ländern wie Italien und Spanien eine rigorose Bereinigung der Bankbilanzen unverzichtbare Voraussetzung. In der Pflicht sind da einerseits die Banken selbst, aber auch die Bankenaufsicht und die Staaten mittels der Fiskalpolitik. Das sind zentrale Ergebnisse einer Analyse der Bundesbank zu den jüngsten Entwicklungen der Buchkredite an Firmen im Euroraum, die im gestern veröffentlichten Monatsbericht September enthalten ist.Für die vier großen Euro-Länder – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – attestiert die Bundesbank eine Erholung der Kreditvergabe seit 2014. Noch immer gebe es aber große Unterschiede: In Spanien und wohl auch Italien sei das Ausleihgeschäft gemessen an historischen Regelmäßigkeiten schwächer, während es in Deutschland und Frankreich früheren Mustern entspreche. Ein Grund dafür seien die dort vor der Krise aufgebauten Schuldenüberhänge. Auch für die Zukunft sei der “hohe Bestand notleidender Kredite” in diesen Ländern ein “Risikofaktor”.Mit ihrer Analyse wirft die Bundesbank weiteres Licht auf die Kreditvergabe an Firmen im Euroraum, der bei der Einschätzung des konjunkturellen Aufschwungs eine große Bedeutung zukommt. Zugleich untermauert sie indirekt ihre Position, dass sich nicht alle Blicke nur auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) richten sollten, wenn es darum geht, den Aufschwung zu stützen. Derzeit wird intensiv darüber diskutiert, ob die EZB ihr Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) aufstocken muss.Die Bundesbank kommt in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass sich nicht zuletzt aufgrund des konjunkturellen Aufschwungs die Kreditvergabe erholt habe. Zudem hätten jüngst in Spanien und Italien negative Faktoren auf Nachfrage- wie Angebotsseite nachgelassen. So hätten spanische Unternehmen ihre Schuldenüberhänge seit 2012 reduziert.Dennoch sei der Bestand an notleidenden Krediten in den Peripheriestaaten weiter hoch – was die Ertragssituation der Banken belaste. “Der Abbau dieser Verwundbarkeit erfordert unter anderem die umfassende Bereinigung der Bilanzen um bereits entstandene oder zu erwartende Verluste”, heißt es. In Italien könne die im Aufbau befindliche Bad Bank dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Um neue Anfälligkeiten zu vermeiden, erneuert die Bundesbank zudem ihre Forderung nach einer Eigenkapitalunterlegung für Staatsanleihen.Mit Blick auf die stark unterschiedlichen Kreditzinsen in den Euro-Ländern (siehe Grafik) kommt die Bundesbank zu dem Ergebnis, dass sich auch das Zinssetzungsverhalten während der Finanz- und Staatsschuldenkrise verändert habe. So sei der Risikoaufschlag der Staatsanleihen zu einer relevanten Bestimmungsgröße für die Weitergabe von Markt- zu Kreditzinsen geworden. Zudem sei ein stetig gestiegener Ertragsaufschlag zu beobachten, der sich erst zuletzt etwas rückläufig entwickelt habe. Viele in der EZB argumentieren, dass stark unterschiedliche Zinssätze ein Signal dafür seien, dass die Transmission der Geldpolitik gestört sei, und dass die Notenbank handeln müsse.