Kreditvergabe in Euroland zieht an
ms Frankfurt – Die Kreditvergabe im Euroraum hat Ende 2016 weiter an Dynamik zugelegt. Das dürfte einerseits die breite Mehrheit in der Europäischen Zentralbank (EZB) darin bestärken, dass ihr aggressiver geldpolitischer Kurs richtig war – und ist. Andererseits könnte das aber, zumal zusammen mit dem anziehenden Geldmengenwachstum, auch die Debatte befeuern, ob nicht zumindest der Expansionsgrad stärker zurückgefahren werden kann als geplant – wie es auch einige Kritiker innerhalb der EZB wohl für sinnvoll erachten.Im Dezember zogen sowohl die Ausleihungen an Unternehmen als auch jene an Haushalte an, wie die EZB mitteilte (siehe Grafik). Die Zunahme bei den Krediten an Unternehmen, die wegen der Investitionen im Fokus stehen, erreichte mit 2,3 % zum Vorjahr sogar den stärksten Anstieg seit 2009. Zudem zog auch das Wachstum der Geldmenge M 1, die vielen als guter Konjunkturindikator gilt, an – von 8,5 % auf 8,8 %.”Am Kreditmarkt geht es weiter Schritt für Schritt aufwärts”, sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe. “Die Kreditvergabe stützt weiter die inländische Nachfrage, sagte Fabio Fois, Volkswirt bei Barclays Capital. Die Binnennachfrage ist derzeit eine zentrale Stütze der wirtschaftlichen Erholung.Die Mehrheit im EZB-Rat dürfte die Daten als Indiz werten, dass die Geldpolitik sehr wohl die erhofften Effekte hat. Die nur allmähliche Erholung dürften sie aber zugleich als Beleg sehen, dass es für eine geldpolitische Wende zu früh ist. Vor allem seit Mitte 2014 hat die EZB einen beispiellos expansiven Kurs gefahren. “Die Geldpolitik wirkt”, sagte auch Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Viele Kritiker argumentieren dagegen, dass die EZB-Politik kaum positive Wirkung gehabt habe – zumindest aber keine, die die enormen Risiken etwa für die Finanzstabilität überwiegen würde.Die bessere Lage am Kreditmarkt könnten aber vor dem Hintergrund eines sich festigenden Wirtschaftswachstums und einer anziehenden Teuerung auch jene als Begründung heranziehen, die dafür sind, zumindest die Debatte über den Einstieg in den Ausstieg zu beginnen. Derzeit plant die EZB insbesondere, noch bis Ende 2017 in großem Stil Anleihen zu kaufen, wenn auch ab April mit leicht reduziertem Volumen. Zuletzt hatten vor allem Bundesbankpräsident Jens Weidmann und EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger auf eine Exit-Debatte gedrungen (vgl. BZ vom 26. und 27. Januar).