GRIECHENLAND UNTER DRUCK

Krisenländer überholen Euro-Schwergewichte

Erstmals seit 2007 wachsen alle Volkswirtschaften - Brüssel fordert mehr Anstrengungen von Paris

Krisenländer überholen Euro-Schwergewichte

fed Brüssel – Die EU-Kommission ist zuversichtlich, dass die Wirtschaft in Euroland etwas kräftiger als bislang erwartet in Schwung kommt. “Die Aussichten haben sich gegenüber der vorangegangenen Prognose etwas aufgehellt”, erklärte EU-Kommissar Pierre Moscovici bei der Präsentation der Zahlen in Brüssel.Auffällig ist, dass genau jene Länder, die in den vergangenen Jahren mit Hilfskrediten der Euro-Partner vor der Pleite bewahrt werden mussten und die deshalb bereit waren, sich strengen Spar- und Reformauflagen zu unterwerfen, am kräftigsten zulegen. So werden Irland und Griechenland (gemeinsam mit Lettland) nächstes Jahr in Sachen Wachstum mit 3,6 % die Spitzenplätze in der Eurogruppe einnehmen. Auch Spanien überholt Deutschland und andere Euro-Schwergewichte bei der Steigerung des Bruttoinlandsprodukts. Die Programmländer Zypern und Portugal, deren Wirtschaftskraft 2014 beziehungsweise 2013 noch merklich schrumpfte, stoßen laut der Prognose immerhin deutlich in positives Terrain vor.Zufrieden ist die EU-Kommission damit, dass in diesem Jahr erstmals seit 2007 wieder alle Volkswirtschaften in der Währungsunion zulegen werden. Im Euroraum klettert das Wachstum dieses Jahr im Schnitt auf 1,3% und im folgenden Jahr auf knapp 2%. In Deutschland dürfte es ein wenig mehr sein, in Frankreich etwas weniger.Völlig unzufrieden ist die EU-Behörde hingegen nach wie vor mit der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in einigen Regionen. Das gilt beispielsweise für Spanien, wo die Arbeitslosenrate auch noch 2016 über der Marke von 20 % verharren dürfte.Was die Haushaltsführung angeht, sendet Brüssel unterschiedliche Signale. Einerseits attestiert die EU-Behörde dem hoch verschuldeten Italien, dass das Land das strukturelle Defizit verkleinert. Andererseits erhält Frankreich von seinem früheren Finanzminister und heutigen zuständigen EU-Kommissar eine Abmahnung wegen der bislang noch unzureichenden Anstrengungen zur Konsolidierung. Die Regierung in Paris müsse in diesem Jahr mehr tun, um ihr Defizit abzubauen, sagte Moscovici. Die Neuverschuldung sinke in diesem Jahr zwar leicht auf 4,1 % der Wirtschaftsleistung. Bisher sei aber nicht erkennbar, dass diese Kennziffer auch nächstes Jahr schrumpfe.Die EU-Kommission kündigt ihre Beurteilung mehrerer Staaten und ihrer Haushaltsentwicklung für den 27. Februar an. Bis dahin will Moscovici noch weitere Informationen aus Italien, Belgien und Frankreich überprüfen.