CHINA

Kühl und heiß

Chinas Wirtschaft ist weit davon entfernt, aus den Fugen zu geraten - an den Finanzmärkten im Reich der Mitte macht sich jedoch eine ungemütliche Stimmung breit. An den Aktienbörsen gehen die Kurse weiter in die Knie, während am Geldmarkt neuerliche...

Kühl und heiß

Chinas Wirtschaft ist weit davon entfernt, aus den Fugen zu geraten – an den Finanzmärkten im Reich der Mitte macht sich jedoch eine ungemütliche Stimmung breit. An den Aktienbörsen gehen die Kurse weiter in die Knie, während am Geldmarkt neuerliche Verspannungen aufkommen.Konjunkturseitig sind die belebenden Impulse eines zur Mitte vergangen Jahres lancierten Mini-Stimulierungspakets nun wieder verpufft. Damit schwenkt die Wirtschaft keinesfalls unerwartet wieder auf eine leichte Abkühlungstendenz ein.Die Industrieproduktion verliert seit Oktober an Umdrehungen und auch die Anlageinvestitionen halten nicht mehr ganz Schritt. Sie werden allerdings von hohen Investmentraten im Wohnimmobilienbereich abgestützt. In Chinas Großmetropolen jagen die Häuserpreise um bis zu 20 % in die Höhe.Peking mag den Überhitzungserscheinungen nur latent entgegensteuern, denn beim mühsamen Erreichen der Wachstumsziels für das Jahr 2013 hing man nicht zuletzt auch am Tropf der ungeliebten Immobilienentwickler. An den Märkten macht sich Unruhe darüber breit, dass dies eine wackelige Balance darstellt.Die Fixierung auf Betongold bringt Immobilienbesitzern derzeit rasche Vermögenszuwächse, grenzt aber die in die Städte dringenden Habenichtse oder Jungverdiener immer weiter aus. Steigende Mieten oder hohe Verschuldung, die aus dem Einstieg in den Immobilienmarkt resultiert, scheinen immer stärker auf das real verfügbare Einkommen städtischer Bewohner abzufärben. Im Jahr 2013 legte das um 7 % zu (nach 9,6 % im Vorjahr) – das ist das geringste Plus seit Beginn der Dekade.Das verfügbare Einkommen des für die Konsumdynamik im Reich der Mitte entscheidenden Ausschnitts der Bevölkerung wächst damit erstmals auch weniger als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 7,7 %. Aus dem Zahlenwust des Statistikbüros, das die relativ stabile Verfassung der Konjunktur zum Jahresende 2013 untermauern soll, ragt dies als eine unschöne Ziffer hervor. Damit sind die Voraussetzungen für eine entscheidende Belebung des privaten Konsums im Reich der Mitte, der sich im Zuge des angestrebten Reformkurses zum entscheidenden Wachstumstreiber einer weniger investiv geleiteten Wirtschaft mausern soll, nicht gegeben. Zumindest nicht auf dem Papier. Dies trübt auch die Perspektiven für einen breiten Ausschnitt von chinesischen Aktienwerten, die von diesem Revirement profitieren sollen.