Kurssprung kurz vor Zinsentscheid

Bank of England schaltet Finanzaufsicht FCA ein

Kurssprung kurz vor Zinsentscheid

hip London – Die Bank of England ist erneut in den Fokus der britischen Finanzaufsicht gerückt. Die Notenbank wandte sich an die Financial Conduct Authority (FCA), nachdem das Pfund 15 Sekunden vor der Bekanntgabe der Zinsentscheidung am Donnerstag einen Kurssprung gegen den Dollar vollzogen hatte. Auch gegen den Euro legte die britische Landeswährung deutlich zu. Die Frage ist, ob die für viele Marktteilnehmer überraschende Entscheidung der Geldpolitiker, den Leitzins bei 0,75 % stabil zu halten, vorzeitig durchgesickert ist.”Vertrauliche Informationen zirkulieren für eine ziemlich lange Zeit innerhalb der Bank”, sagte Andrew Semblance, ein ehemaliges Mitglied des geldpolitischen Komitees, der BBC. Die Zinsentscheidung wird von den neun Komiteemitgliedern schon am Vortag der Bekanntgabe getroffen. “Aber es könnte auch ein Zufall sein”, sagte Semblance. Man solle keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen. Für gewöhnlich verfolgt die FCA das Geschehen am Spotmarkt nicht in allen Einzelheiten.Es wäre nicht der erste Skandal bei der Notenbank. Erst im Dezember war ruchbar geworden, dass ein Zulieferer der Notenbank Hochfrequenzhändler mit einem Audio-Feed belieferte, der um bis zu acht Sekunden schneller zur Verfügung stand als die offizielle Videoübertragung – in einer Branche, in der es um Mikrosekunden geht, ein ungeheurer Vorteil. Die anschließenden Verlautbarungen aus der Threadneedle Street zeugten von mangelndem Problembewusstsein. “Das erkannte Problem bezog sich lediglich auf die Übertragung von Pressekonferenzen, die auf solche Statements folgen”, hieß es. Tatsächlich werden in diesen Pressekonferenzen oft marktbewegende Statements abgegeben.Vor sechs Jahren wurde der Anwalt Anthony Grabiner beauftragt, jegliche Verwicklung von Mitarbeitern der Bank of England in die Manipulation von Wechselkursen ans Licht zu bringen. Damals stellte sich auch heraus, dass Martin Mallett, der ehemalige Devisenchefhändler der Zentralbank, nicht allein deshalb entlassen worden war, weil er seine Vorgesetzten über mögliche Wechselkursmanipulationen nicht informiert hatte. Dem Notenbankgouverneur Mark Carney zufolge gab es eine ganze Reihe von Gründen, darunter die Weitergabe vertraulicher Dokumente.Ein Jahr später kündigte die Betrugsbekämpfungsbehörde SFO an, sich Unterlagen der Bank of England zu den Liquiditätsauktionen nach dem Zusammenbruch von Northern Rock vornehmen zu wollen. Die Auktionen fanden vor der Entscheidung für Anleihekäufe statt und sollten dazu dienen, angesichts des schwindenden Vertrauens der Banken untereinander ein Einfrieren der Finanzmärkte zu verhindern.