Kurzarbeit nimmt wieder deutlich zu
ast Frankfurt
Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland ist im November zum ersten Mal seit Januar wieder gestiegen. Das geht aus Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts hervor, die auf eigenen Umfragen und den offiziellen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) beruhen. Grund für den Anstieg ist demnach die durch den russischen Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise, in deren Folge die Kosten stark gestiegen sind. Viele Industriebetriebe produzieren seitdem weniger und setzen teilweise Produktion sogar komplett aus.
„Insbesondere die energieintensiven Industrien und die Automobilindustrie greifen wieder vermehrt zur Kurzarbeit. Dies steht im Einklang mit der zuletzt schwächelnden Produktion in diesen Branchen“, sagt Sebastian Link, Forscher am Ifo-Institut. Insgesamt meldete das Wirtschaftsforschungsinstitut 186700 Kurzarbeiter. Das entspricht einem Anteil von 0,6% an der Gesamtzahl der Beschäftigten. In der Industrie stieg die Zahl der Kurzarbeiter von 59000 auf 151000. In der Autoindustrie verdoppelte sich ihre Zahl auf 33400 Menschen. In der Chemiebranche steht eine Verdreifachung auf 21200 zu Buche. „Im Vergleich zu den letzten Corona-Wintern ist das Niveau der Kurzarbeit allerdings immer noch sehr gering“, fügt Link hinzu. Im November 2021 lag die Gesamtzahl bei 750000 Kurzarbeitern. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise erhielten im Mai 2020 mehr als 6 Millionen Menschen in Deutschland Kurzarbeitergeld.
Die Bundesregierung hatte im Herbst die seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie geltenden Kurzarbeiterregelungen verlängert. Unternehmen haben noch bis Ende des Jahres leichteren Zugang zu Kurzarbeitergeld. Andrea Nahles, die seit September Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit ist, sah bereits im September erste Anzeichen für einen Anstieg der Kurzarbeit.