FED

Kurze Atempause

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, hat den nervös in das Jahr gestarteten Finanzmärkten Zeit zum Verschnaufen verschafft. Seine Ankündigung, dass die Federal Reserve nach vier Zinserhöhungen im vergangenen Jahr "geduldig" auf die Entwicklung...

Kurze Atempause

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, hat den nervös in das Jahr gestarteten Finanzmärkten Zeit zum Verschnaufen verschafft. Seine Ankündigung, dass die Federal Reserve nach vier Zinserhöhungen im vergangenen Jahr “geduldig” auf die Entwicklung der Volkswirtschaft blicken könne, werteten viele Marktteilnehmer als Hinweis darauf, dass die Fed mit den von den Währungshütern angepeilten zwei Anhebungen 2019 wohl nicht ernst machen wird. An den Märkten hatte sich in den vergangenen Wochen bereits ein Konsens auf maximal eine Zinserhöhung im laufenden Jahr herausgebildet. Spätestens im Frühjahr des nächsten Jahres rechnen die meisten Marktteilnehmer wegen erster Hinweise auf eine konjunkturelle Abkühlung sogar mit einer Zinssenkung.Die Notenbank höre den Botschaften, die die Märkte derzeit über die bestehenden Abwärtsrisiken sendeten, aufmerksam zu, sagte Powell bereits am Freitag auf einer Konferenz der American Economic Association in Atlanta, während auf dem Panel neben ihm seine Vorgänger Janet Yellen und Ben Bernanke einträchtig nickten. Auch eine Anpassung der Pläne zum Abschmelzen der Notenbankbilanz, die nach Jahren des Quantitative Easing auf mehr als 4 Bill. Dollar aufgebläht ist, schloss Powell nicht aus und signalisierte mehr Flexibilität als bei seinen jüngsten Ausführungen zum geldpolitischen Kurs der Notenbank. An den Märkten kamen die weichen Töne des Fed-Chair gut an. US-Aktien kletterten auch zum Handelsauftakt der neuen Woche nach oben, nachdem der S & P 500 am Freitag mit Rückenwind von Powell und gestützt auf einen starken Arbeitsmarktbericht mehr als 3 % zugelegt hatte.”Geduldig” wird in den nächsten Monaten nicht nur Powell sein müssen. Denn trotz der taubengleichen Pose war in Atlanta kaum zu überhören, dass der Notenbankchef mit vielen Marktteilnehmern derzeit nicht auf einer Wellenlänge liegt. Die Märkte seien “den Daten weit voraus” geeilt, sagte Powell mit Blick auf das Risiko einer Rezession, mit der einige Investoren noch in diesem Jahr rechnen. Niemand könne wissen, ob sich dieses Jahr wie 2016 entwickeln werde, als die damalige Notenbankchefin Janet Yellen wegen Unsicherheiten in China der Fed Zurückhaltung verordnete.Ob Powells Auftritt die Fed aus der Schusslinie von US-Präsident Donald Trump nehmen wird, dem die Notenbank als Schuldige für sinkende Aktienkurse gilt und deshalb regelmäßig seinen Zorn weckt, bleibt abzuwarten. Auch diese Atempause dürfte aber nur von kurzer Dauer sein.