Lagarde deutet Pause bei EZB-Lockerungen an

"Zeit, die Wirtschaftsdaten sorgfältig zu bewerten"

Lagarde deutet Pause bei EZB-Lockerungen an

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde vorerst keinen Anlass, etwas am geldpolitischen Kurs zu ändern. “Wir haben so viel getan, dass wir etwas Zeit haben, die Wirtschaftsdaten sorgfältig zu bewerten”, sagte sie der “Financial Times”. Die in der Coronakrise ergriffenen Maßnahmen hätten ihre Effizienz und Effektivität bewiesen.Mit ihren Aussagen untermauert Lagarde gut eine Woche vor der nächsten geldpolitischen Sitzung am 16. Juli die Einschätzung, dass die EZB vorerst eine abwartende Haltung einnehmen wird. Diesen Eindruck hatten zuletzt auch andere führende Euro-Notenbanker wie EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel mit Kommentaren erweckt.Im Kampf gegen die Coronakrise und die Jahrhundertrezession im Euroraum hat der EZB-Rat seit März zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen. Insbesondere hat er im März das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) aufgelegt, das er inzwischen sogar schon auf 1,35 Bill. Euro aufgestockt und bis Mitte 2021 verlängert hat.Viele Beobachter spekulieren darauf, dass der EZB-Rat noch einmal wird nachlegen müssen – spätestens Anfang 2021. Zuletzt hatten aber einige Notenbanker sogar mit Aussagen aufhorchen lassen, dass der aktuelle PEPP-Rahmen gar nicht ganz ausgeschöpft werden müsse, wenn es auch mit weniger gehe.Hintergrund dafür ist nicht zuletzt, dass sich die Euro-Wirtschaft stabilisiert und eine Erholung gestartet hat. Erst am Dienstag hatte Schnabel gesagt, dass die Rezession milder ausfallen könnte als befürchtet. Darauf ließen einige positiv ausgefallene “Vertrauensindikatoren” schließen, sagte sie der niederländischen Zeitung “NRC Handelsblad”. Die EZB und auch die EU-Kommission erwarten, dass die Wirtschaft der Eurozone dieses Jahr um 8,7 % einbrechen wird, sich in der zweiten Jahreshälfte aber erholen dürfte.Zuletzt haben viele Stimmungsindikatoren und auch harte Konjunkturdaten das Bild bestätigt, dass die Euro-Wirtschaft das Schlimmste hinter sich hat und sich allmählich erholt. Zugleich deuten einige Echtzeit-Indikatoren aber darauf hin, dass die Dynamik der Erholung schon wieder etwas nachlässt. Das dürfte nicht zuletzt an Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle liegen. Fed ist zu mehr bereitInsbesondere in den USA haben die Fallzahlen wieder deutlich zugenommen. Das bereitet auch US-Notenbankern zunehmend Sorgen, die deswegen auch neue Hilfen seitens der Fed in Aussicht stellen. Die Fed habe zwar bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, sagte Notenbank-Vizechef Richard Clarida dem Fernsehsender CNN. Aber die Fed könne noch mehr tun, und die Notenbank werde ihre Maßnahmen falls notwendig ausweiten. Konkret brachte Clarida ein mögliches weiterführendes Zinsversprechen (“Forward Guidance”) und eine Ausweitung der Wertpapierkäufe ins Spiel.