Lagarde macht große Unsicherheit aus

EZB-Chefin spricht vor Deutsch-Französischer Parlamentarischer Versammlung

Lagarde macht große Unsicherheit aus

sp Berlin – Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat sich im Rahmen einer Diskussion mit den Abgeordneten der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung zufrieden mit den europäischen Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise gezeigt. Allerdings warnte sie vor der anhaltenden Unsicherheit. Heute steht eine Anhörung des Bundesministers für Gesundheit, Jens Spahn, und des französischen Ministers für Solidarität und Gesundheit, Olivier Véran, auf dem Programm der insgesamt 100 Parlamentarier aus dem Bundestag und der französischen Nationalversammlung.”Sechs Monate nach ihrer Einführung haben unsere Maßnahmen die Märkte stabilisiert, das Kreditangebot gesichert und die Erholung gestützt”, sagte Lagarde in ihren einführenden Bemerkungen vor den Abgeordneten, die der EZB-Chefin via Videokonferenz in Berlin und Paris zuhörten und sich anschließend mehr als eine Stunde lang mit ihr austauschten. Diese Entwicklungen sollten ermöglichen, dass die Inflation zum mittelfristigen Ziel der EZB zurückkehrt und Preisstabilität gewährleistet wird, sagte Lagarde. “Doch ist das aktuelle Umfeld von hoher Unsicherheit geprägt. Neue Informationen müssen daher sehr aufmerksam geprüft werden. Dies gilt auch für die Wechselkursentwicklung im Hinblick auf ihre Folgen für die mittelfristigen Inflationsaussichten.” Der EZB-Rat sei nach wie vor bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflationsrate auf nachhaltige Weise seinem Ziel annähert, sagte Lagarde laut Redemanuskript.Angesprochen auf die Dauer der Anleihekäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP), betonte Lagarde, dass das Programm spezifisch darauf ausgerichtet sei, die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen. “Wegen der Schwere und der Dauer der Pandemie war es notwendig, die Größe des Programms neu zu kalibrieren.” Deshalb habe man das Volumen im Juni ausgeweitet auf 1 350 Mrd. Euro und ausgedehnt “bis mindestens Juni 2021”. Die EZB verfüge weiterhin über andere geldpolitische Instrumente, zuvorderst die sehr niedrigen Zinssätze. Auch die Politik der Forward Guidance zeige den Investoren auf, wie lange und in welchem Rhythmus sich die Inflation dem EZB-Ziel annähern müsse, bevor die Zentralbank die Zinssätze anheben und die Anleihekäufe wieder zurückfahren würde. “Wir haben in den Regalen einige Instrumente, die sehr angemessen sind für normale Situationen”, sagte Lagarde. Im Moment befinde man sich aber in einer außergewöhnlichen Situation, die auch außergewöhnliche Instrumente erfordere. Fragen zum digitalen EuroNeben den Maßnahmen zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wurde Lagarde von den Parlamentariern unter anderem auch zum Stand in Sachen digitaler Euro gefragt. China habe unter den Zentralbanken mit Blick auf eine zentrale Währung die Nase vorn, sagte Lagarde. Die EZB werde in den nächsten Tagen eine öffentliche Untersuchung mit Bürgerinnen und Bürgern sowie mit Experten starten, in die auch private Akteure eingebunden würden. “Mir liegt dieses Vorhaben ganz besonders am Herzen, ich glaube wir sollten hier schnell vorankommen”, sagte Lagarde. Der digitale Euro werde die materielle Währung nach ihrer Überzeugung allerdings nicht ersetzen.