Lagarde sieht Zukunft für Hellas ohne Haircut

IWF-Einstieg durch Reformschritte wahrscheinlicher

Lagarde sieht Zukunft für Hellas ohne Haircut

BZ/Reuters Berlin – Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, sieht keine Notwendigkeit für einen nominalen Schuldenerlass für Griechenland. Ein solcher “Haircut” genannter Schuldenschnitt sei nicht erforderlich, sagte sie am Mittwoch in einem vorab aufgezeichneten Interview der “ARD-Tagesthemen”. Zum Ende des aktuellen Hilfsprogramms 2018 benötige das Land aber Schuldenerleichterungen durch eine Verlängerung der Laufzeiten der Kredite seiner Euro-Partner. Insgesamt bescheinigte sie dem Land Reformfortschritte.Nach der Annäherung der Geldgeber im Streit um weitere Hilfen für Hellas hatten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Lagarde bei einem Treffen am späten Mittwochnachmittag in Berlin über das weitere Vorgehen beraten. Griechenland müsse die zugesagten Reformen aber auch gesetzlich umsetzen, sagte die IWF-Chefin. Ausdrücklich nannte sie das Rentensystem und die Einkommensteuer sowie den Arbeitsmarkt. Der Grad von Schuldenerleichterungen sei davon abhängig, wie gut die Reformen umgesetzt würden und wie das Wirtschaftswachstum zum Ende des Hilfsprogramms 2018 ausfallen werde: “Je mehr Reformen, desto weniger Schuldenreduzierung.” Unklar ist noch, ob der IWF finanziell in das Hilfsprogramm von bis zu 86 Mrd. Euro einsteigen wird. Die Reformfortschritte machten dies aber wahrscheinlicher, sagte Lagarde. In Medienberichten war über einen nur kleineren Beitrag von 5 Mrd. Euro spekuliert worden. Für die Bundesregierung und die Unionsfraktion im Bundestag ist auch ein finanzieller Einstieg des IWF von großer Bedeutung. Die Abgeordneten hatten unter dieser Bedingung einem dritten Hilfsprogramm zugestimmt.Lagarde machte deutlich, dass der IWF für Griechenland keine Sonderregeln aufstellen könne, sondern sich an seine Regeln für Hilfsprogramme halten müsse. Der IWF bewertet die aktuelle Schuldenlast kritischer als die Eurozone. Die Euro-Finanzminister lehnen einen Schuldenerlass ab, der nach dem EU-Vertrag ohnehin nicht erlaubt sei.