Lage in Spanien spitzt sich weiter zu

Katalonien wird wohl am Montag Unabhängigkeit erklären - Madrid droht mit Konsequenzen

Lage in Spanien spitzt sich weiter zu

ths Madrid – Das katalanische Parlament hat für kommenden Montag eine Sondersitzung einberufen, bei der über die Folgen des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums gesprochen werden soll. Fraglich ist, ob dann eine einseitig die Abspaltung von Spanien ausgerufen wird. Die antikapitalistische CUP, auf deren Stimmen die Minderheitsregierung von Kataloniens Ministerpräsident Carles Puigdemont angewiesen ist, forderte am Mittwoch diesen Schritt zum ultimativen Bruch mit Spanien. Doch im Regierungslager ist man offenbar noch zögerlich. Puigdemont hatte für den späten Mittwochabend eine Fernsehansprache angekündigt. Nach dem vom Verfassungsgericht verbotenen Referendum am Sonntag hatte der katalanische Ministerpräsident erklärt, dass das Ergebnis ein Mandat für die Unabhängigkeit der Region sei. Gemäß den Zahlen der katalanischen Regierung stimmten 90 % der mehr als zwei Millionen Wähler für eine Abspaltung, bei einer Wahlbeteiligung von 42 %. Verhärtete FrontenDie Lage spitzte sich gestern weiter zu. Der spanische Justizminister Rafael Catalá warnte vor den Konsequenzen einer Unabhängigkeitserklärung. Die Zentralregierung in Madrid werde “alle zur Verfügung stehenden Mittel” einsetzen, um zu garantieren, dass die Gesetze befolgt würden. König Felipe stärkte in einer außergewöhnlichen Ansprache an die Nation am Dienstagabend dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy den Rücken, indem er die katalanische Regierung in schärfsten Tönen kritisierte und auf die Einhaltung des Rechtsstaats pochte. Der Monarch wurde von Teilen der Opposition kritisiert, weil er versöhnliche Worte an die zwei Millionen Menschen, die am Sonntag für die Unabhängigkeit stimmten, vermissen ließ und die durch den Polizeieinsatz verletzten Menschen nicht erwähnte.Auf der Suche nach Lösungen wurde die katholische Kirche ins Spiel gebracht. Rajoy traf sich gestern mit den Erzbischöfen von Madrid und Barcelona. Auch Puigdemonts Stellvertreter Oriol Junqueras nahm Kontakte zur Kirche auf. Derweil bot sich der Ministerpräsident des Baskenlandes, Iñigo Urkullu von der nationalistischen PNV, in einem Brief an den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, als Vermittler an. Junckers Stellvertreter Frans Timmermans lehnte in einer Debatte im Europarlament am Mittwoch eine Vermittlung in dem Konflikt, wie von Puigdemont gefordert, erneut ab.Die Krise schlug gestern am Markt ein. Der Ibex 35 verzeichnete die stärksten Tagesverluste im ganzen Jahr und fiel erstmals seit März unter die 10 000-Punkte-Grenze. Die beiden Banken mit Sitz in Barcelona, Caixabank und Sabadell, waren erneut die Verlierer des Tages mit Kursverlusten von mehr als 4 %. Die Vorstände beider Kreditinstitute versicherten, dass sie alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Interessen ihrer Kunden ergreifen würden. Auch Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos sagte, dass die Kunden der katalanischen Banken “nichts zu befürchten haben”.