Länder schwenken auf harten Lockdown-Kurs

Merkel dringt auf Schließungen vor Weihnachten

Länder schwenken auf harten Lockdown-Kurs

sp Berlin – In der Auseinandersetzung über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie zwischen Bund und Ländern haben sich am Donnerstag auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern der Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem harten Lockdown ab Weihnachten angeschlossen. Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil die Infektionsdynamik in den beiden Ländern vergleichsweise gering ist. Dass der Einzelhandel abgesehen von Lebensmittelgeschäften nach dem 27. Dezember bis mindestens zum 10. Januar schließen muss, gilt in Bund-Länder-Kreisen deshalb als ausgemacht.Die Kanzlerin will angesichts rekordhoher Neuinfektionen die Schließung der Geschäfte aber offenbar schon vor Weihnachten durchsetzen oder wenigstens die Schulen schon ab 16. Dezember für die Ferien schließen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet. Beides ist im Kreis der Ministerpräsidenten umstritten, weshalb eine Entscheidung über den Termin für eine weitere Spitzenrunde mit Merkel und den 16 Länderchefs noch nicht gefallen sei, schreibt Reuters.Auch Mediziner dringen angesichts der immer stärkeren Belegung von Intensivbetten mit Corona-Patienten darauf, dass es schon vor Weihnachten neue Einschnitte geben muss. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, forderte die Bundesländer auf, mindestens die verabredeten Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen über die Feiertage zurückzunehmen. Wenn die Bürger ihre Kontakte nicht freiwillig um mehr als 60 % reduzierten, müsse es weitere Maßnahmen geben. Am Donnerstag meldete das RKI mit 23 679 neu gemeldeten Infektionsfällen innerhalb von 24 Stunden einen Höchstwert. Die Zahl der Corona-Toten erhöhte sich um 440, womit seit Anfang der Pandemie mehr als 20 000 Tote zu beklagen sind. Mediziner warnen, dass sowohl die Zahl der Intensivpatienten als auch die der Toten in den kommenden Wochen unabhängig von neuen Maßnahmen weiter zunehmen werde, weil schwere Covid-Erkrankungen häufig erst mit einer Verzögerung von zwei Wochen nach einer Infektion auftreten. Zweite Corona-Rezession Auch Ökonomen sprechen sich für einen harten Lockdown aus. “Ein vorübergehender harter Lockdown ist wohl unausweichlich und wäre die bessere Option sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch für die Wirtschaft, denn beides geht Hand in Hand”, sagte Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).Der Wirtschaftsweise Lars Feld rechnet bei schärferen Maßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise mit einem erneuten Konjunktureinbruch. “Bei einem bundesweiten harten Lockdown droht eine zweite Rezession”, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates dem “Mannheimer Morgen”. Das hätte auch Konsequenzen für die Entwicklung im Jahr 2021, warnte Feld.