EUROPA ZWISCHEN LOCKDOWN UND IMPFSTART

Langsamer Impfstart setzt Macron unter Druck

Neue Coronabeschränkungen unausweichlich

Langsamer Impfstart setzt Macron unter Druck

wü Paris – Angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen ist es nur eine Frage der Zeit, wann Frankreich die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie erneut verschärft. Während Nachbarländer zuletzt stärkere Beschränkungen anordneten, hatte die wegen des extrem langsamen Starts der Impfkampagne stark in die Kritik geratene Regierung von Präsident Emmanuel Macron die zweite, im Gegensatz zum Frühjahr etwas weniger strenge Ausgangssperre im Dezember pünktlich zu den Festtagen gelockert. Allerdings gilt seit Mitte Dezember landesweit eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens. Seit Samstag beginnt sie in 15 besonders von Corona betroffenen Départements vor allem im Osten des Landes bereits um 18 Uhr.Einen Tag nachdem an den französischen Schulen der Unterricht nach den Weihnachtsferien wieder ganz regulär begann, reagierte Gesundheitsminister Olivier Véran am Dienstag bei einem Interview mit dem Radiosender RTL ausweichend auf eine Frage nach einer dritten Ausgangssperre. Er könne keine Vorhersagen machen, erklärte er. Véran verwies jedoch darauf, dass die Zahl der Neuinfektionen seit Anfang Dezember auf einem hohen Niveau von 12 000 bis 15 000 pro Tag verharre. Die zweitgrößte Volkswirtschaft ist eines der Länder in Europa, das mit zuletzt 65 415 Covid-Toten am stärksten betroffen ist.Die Regierung wolle eine komplette Ausgangssperre verhindern, erklärte Véran. Experten warnen jedoch, dass die Neuinfektionen als Folge von Familientreffen und Reisen während der Weihnachtsferien in den nächsten Wochen stark ansteigen könnten. Zumal die noch weit ansteckendere britische Variante des neuen Coronavirus längst in Frankreich angekommen ist. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer räumte bereits ein, dass die Verlängerung der zweiwöchigen Winterferien im Februar möglich sei. Die ursprünglich für den 7. Januar geplante Erlaubnis für Kultureinrichtungen, wieder zu öffnen, wurde bereits verschoben. Am Donnerstag dürfte Premierminister Jean Castex bekannt geben, dass Restaurants und Cafés auch über den 20. Januar hinaus geschlossen bleiben müssen.Die Regierung Macron versprach nun, die Impfkampagne zu beschleunigen. Wie in Deutschland hat sie zwar auch am 27. Dezember begonnen, doch bis zum 1. Januar waren gerade mal 500 Personen geimpft worden. Laut Gesundheitsminister Véran waren es am Montag mehr als 2 000 – in Deutschland dagegen bereits 260 000. Frankreich hatte zunächst geplant, in einer ersten Phase bis Ende Februar nur ältere Menschen zu impfen, die in Altersheimen oder anderen Einrichtungen leben, sowie Personal des Gesundheitswesens. Ärzte kritisieren das extrem komplizierte Zustimmungsverfahren zu den Impfungen und fordern, es zu vereinfachen.