Lautenschläger kritisiert EZB-Beschluss

Notenbankerin hätte sich "deutlichen Ausstieg" aus Anleihekäufen gewünscht

Lautenschläger kritisiert EZB-Beschluss

ms Frankfurt – Nach Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat auch EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger ihre Kritik an der jüngsten Verlängerung der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) öffentlich gemacht – weil kein Enddatum gesetzt worden ist. Angesichts des Aufschwungs in der Eurozone hätte sie sich einen “deutlichen Ausstieg” gewünscht, sagte Lautenschläger gestern dem Sender Bloomberg TV. Weidmann hatte bereits an dem Tag nach der EZB-Ratssitzung am 26. Oktober erklärt, dass aus seiner Sicht “ein klares Ende der Nettokäufe angezeigt gewesen” wäre.Der EZB-Rat hatte die Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) über Ende 2017 hinaus bis Ende September 2018 verlängert – wenn auch ab Januar 2018 mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von 30 Mrd. Euro statt aktuell 60 Mrd. Euro. Der Rat hatte das Programm explizit mit offenem Ende beschlossen. Die Entscheidung fiel nicht einstimmig, sondern mit großer Mehrheit.Die Börsen-Zeitung hatte bereits unmittelbar nach der Sitzung berichtet, dass Weidmann dagegen war und unter anderem von Lautenschläger und dem niederländischen Zentralbankchef Klaas Knot unterstützt wurde. Aber auch jenseits der Hardliner, zu denen auch Estlands Zentralbankchef Ardo Hansson gehört, gab es zumindest vereinzelt kritische Töne – so etwa von EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré (vgl. BZ vom 27. Oktober). Später sagte er öffentlich, er hoffe, dass das die letzte QE-Verlängerung gewesen sei. Kritik an Fokus auf QE-KäufeWie aus Notenbankkreisen zu hören ist, stören sich die Kritiker neben dem fehlenden Enddatum auch zunehmend daran, dass in dem zentralen Statement nach der jeweiligen Zinssitzung explizit eine direkte Verknüpfung zwischen den QE-Nettokäufen und dem Erreichen des 2-Prozent-Inflationsziels gezogen wird. An dieser Formulierung hatte der Rat jüngst erneut festgehalten. Sie kritisieren das als zu große Betonung der Nettokäufe und wollen stärker die anderen Instrumente in den Fokus rücken, wenn es um die Rückkehr zum 2-Prozent-Ziel geht.In einem ersten Schritt hatte der EZB-Rat einen ganz neuen Satz aufgenommen, der neben den Nettokäufen auch den beträchtlichen Bestand an erworbenen Vermögenswerten und die bevorstehenden Reinvestitionen sowie die Forward Guidance im Hinblick auf die Zinssätze betont. Tags darauf hatte auch Frankreichs Zentralbankchef François Villeroy de Galhau dieses Paket hervorgehoben (vgl. BZ vom 28. Oktober). Das könnte ein Signal dafür sein, dass die EZB dieses in der Kommunikation künftig stärker betont. Das würde auch die Tür dafür öffnen, QE zu beenden, ohne dass die Inflation bereits klar Richtung 2 % ansteigt.