Ifo-Umfrage

Lebensmittelhandel kämpft verstärkt mit Nachschubproblemen

Im Lebensmitteleinzelhandel stockt wegen der Verhandlungen mit den Herstellern über Preise und Bedingungen der Nachschub. Im Einzelhandel insgesamt macht das Ifo-Institut aber Entspannung aus.

Lebensmittelhandel kämpft verstärkt mit Nachschubproblemen

Nachschub fehlt vor allem im Lebensmittelhandel

Ifo-Umfrage führt Probleme auf schwierige Verhandlungen mit Herstellern zurück – Maue Zukunftsaussichten

ba Frankfurt

Die deutschen Einzelhändler leiden im Juni ein Stück weit weniger unter Lieferengpässen. Anders sieht es aber im Lebensmittelhandel aus: Hier führen bei bestimmten Waren die schwierigen Verhandlungen mit den Herstellern über Preise und Bedingungen zu größeren Nachschubproblemen. Der jüngsten Ifo-Umfrage zufolge berichteten im Juni 79,7% von Lieferengpässen. Im Mai waren es 65,8%, im April 70,4%. „Lieferstopps durch die Hersteller und die Auslistung bestimmter Produkte durch den Handel sind dabei eingesetzte Druckmittel“, erklärte Ifo-Experte Patrick Höppner die Entwicklung.

Stete Verbesserung in diesem Jahr

In der Breite ließen die Lieferengpässe bei den Einzelhändlern leicht nach: Der Anteil der Befragten, die Probleme meldeten, sank von 45,7% im April und 41,3% im Mai auf 40,4% im Juni. Damit hat sich der Anteil der Einzelhändler, die von Lieferproblemen betroffen sind, seit Jahresbeginn stetig verringert. Spürbare Verbesserungen gab es im Juni vor allem bei den Bekleidungshändlern, aber auch bei Baumärkten und Möbelhäusern.

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Dennoch, so mahnt Höppner, bleibe die Geschäftssituation in vielen Einzelhandelssparten herausfordernd. „Viele Einzelhändler spüren die Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher, in vielen Bereichen sind die preisbereinigten Umsätze zuletzt zurückgegangen.“ Im Juni hat sich das Geschäftsklima im Einzelhandel eingetrübt, da die aktuelle Lage schwächer beurteilt wurde als zuvor. Die Geschäftserwartungen wurden der Ifo-Umfrage zufolge zwar minimal besser eingeschätzt, blieben aber von großem Pessimismus geprägt.

Inflation nagt an Kaufkraft

Ein ähnliches Bild zeichnet auch der Einzelhandelsverband HDE. Er hält zwar den Gipfel der Preissteigerungen für überschritten, hat wegen der anhaltend hohen Inflation aber seine Umsatzprognosen für 2023 eingedampft. So erwartet der HDE ein nominales Plus von 3% im Vorjahresvergleich, real entspreche das allerdings einem Minus von 4%, wie HDE-Präsident Alexander von Preen erklärte. Zuvor hatte der Verband ein nominales Wachstum von 2% sowie einen realen Rückgang um 3% prognostiziert. 2022 hatten die Erlöse der Einzelhändler noch um nominal 7,1% zugelegt. Real waren sie um 0,9% gesunken.

Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen erklärt das Statistische Bundesamt mit dem deutlich gestiegenen Preisniveau im Einzelhandel, wobei die Divergenz im Einzelhandel mit Lebensmitteln am deutlichsten zutage tritt. Dort dürfte einer weiteren Ifo-Umfrage zufolge immerhin das Tempo der Preisanstiege allmählich nachlassen. Solange aber nicht auch die Reallöhne spürbar steigen – wonach es derzeit noch nicht aussieht –, rechnen Ökonomen für die kommenden Monate mit sinkenden Einzelhandelsumsätzen.

Für die Gesamtwirtschaft werden daher merkliche Impulse seitens der privaten Verbraucher weiter ausbleiben, wie die Nürnberger GfK ebenfalls seit längerem mahnt. Zuletzt ist das Verbrauchervertrauen von ohnehin niedrigem Niveau aus gesunken. Die GfK prognostiziert wegen der wieder stärkeren Verunsicherung der Verbraucher und der höheren Sparquote für das Konsumklima im Juli einen Rückgang um 1 auf −25,4 Punkte – nach zuvor acht Anstiegen in Folge.

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