Produktion

Liefereng­pässe bremsen Euro-Industrie

Die Industrie hat im Mai überraschend deutlich weniger produziert als im Vormonat. Gleichwohl ist die Stimmung gut, weil die Unternehmen wegen der Lieferengpässe kaum nachkommen, die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Liefereng­pässe bremsen Euro-Industrie

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum hat im Mai überraschend deutlich weniger produziert als im Vormonat. Die Unternehmen leiden nicht nur unter den Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten wie etwa Halbleitern und schaffen es kaum, die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten – im Zuge der Lockerungen der coronabedingten Restriktionen beginnt sich auch das Verbraucherverhalten allmählich wieder zu ändern, so dass mehr Dienstleistungen als Waren nachgefragt werden. Gemessen an der jüngsten Einkaufsmanagerumfrage ist die Stimmung in der Euro-Industrie aber anhaltend gut. Das entsprechende Barometer kletterte im Juni auf ein Rekordhoch und signalisiert kräftiges Wachstum (vgl. BZ vom 1. Juli).

Laut dem Statistikamt Eurostat haben die Betriebe die Produktion im Mai um 1,2% im Vergleich zum Vormonat gedrosselt. Ökonomen hatten ein wesentlich geringeres Minus von 0,2% erwartet, nachdem die Fertigung im April noch um revidiert 0,6 (zuvor: 0,8)% zugelegt hatte. Im Jahresvergleich stieg der Ausstoß um 20,5%. Damit wurde die Erwartung von 22,2% ebenfalls verfehlt. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war allerdings die Produktion kräftig eingebrochen.

Der Blick auf die Details zeigt, dass die Fertigung im Monatsvergleich auf breiter Basis fiel. Den kräftigsten Rückgang verzeichneten die Hersteller von Verbrauchsgütern (–2,3%). Die Energieerzeugung sank um 1,9%, bei den Investitionsgütern kam es zu einem Minus von 1,6% und bei den Vorleistungsgütern sank die Fertigung um 0,2%. Einzig die Produktion von Gebrauchsgütern wurde um 1,6% ausgeweitet.

Der Rückgang der Euro-Produktion im Monatsvergleich hatte sich nach den Zahlen der nationalen Statistikämter der größeren Volkswirtschaften des Euroraums bereits angedeutet. So hatte die deutsche Industrie im Mai die Fertigung um 0,6% eingeschränkt, wobei insbesondere die Autoproduktion das Ergebnis belastet hatte (vgl. BZ vom 8. Juli). In Frankreich, der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft, sank die Produktion im Monatsvergleich um 0,3% und in Spanien um 0,8%. Das größte Minus unter den Euro-Schwergewichten verzeichnet das europäische Statistikamt mit 1,5% für Italien.