Lob für die forschen Angelsachsen

Moody's-Chefvolkswirt Zandi hält EZB für zu zaghaft

Lob für die forschen Angelsachsen

lz Frankfurt – Der herrschende konjunkturelle Pessimismus in der Eurozone ist nach Ansicht von Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics, durchaus berechtigt. Die angelsächsischen Volkswirtschaften stünden viel besser da als die Währungsunion und “laufen ihr davon”. Grund dafür ist nach seiner Einschätzung, dass Politik und Notenbank zu zaghaft reagiert hätten bei der Stabilisierung des Banken- und Finanzsystems sowie der Konjunktur im Zuge der Finanzkrise. Der fiskalische und geldpolitische Stimulus habe in den Krisenjahren in Großbritannien bis zu 5 % ausgemacht, in den USA mehr als 3 % und in Europa nicht einmal 2 %. Deshalb könnten sich die angelsächsischen Volkswirtschaften jetzt eines höheren Wachstums erfreuen, sagte er auf einer Konferenz in Frankfurt. Europa sei nun das schwächste Glied in der Weltwirtschaft.Nach seiner Einschätzung wird die Europäische Zentralbank (EZB) darum in nächster Zeit viel aggressiver vorgehen bei der Bilanzausweitung. Zwar rechnet er nicht mit unmittelbar bevorstehenden Staatsanleihekäufen wegen politischer Widerstände und der geringeren Wachstumswirkung solcher Käufe auf den Konsum, doch werde die Notenbank in großem Maßstab Unternehmensanleihen aufkaufen müssen, weil die bisherigen Programme nicht so angenommen werden wie gedacht.Der jüngste Stresstest für die Banken in Euroland war nach Zandis Meinung längst überfällig. Die zuvor durchgeführten Stresstests seien zu zaghaft gewesen. Demgegenüber sei in den USA mehr durchgegriffen worden, und die Banken habe man zur Rekapitalisierung gezwungen. Das habe das Vertrauen zum Bankensystem gestärkt und die Fähigkeit zur Kreditvergabe verbessert. Der neue Stresstest sei nun zwar ehrgeiziger gewesen, doch sei auch dieser “nicht strikt genug, um den zögerlichen Kreditfluss anzustoßen”.