Lockdown dämpft Verbraucherlaune
Die anhaltende Coronakrise versetzt der Verbraucherstimmung in Deutschland zum Jahresende hin einen erneuten Dämpfer. Die Konsumenten zeigen sich durch die Infektionslage verunsichert und machen sich wieder verstärkt Sorgen um ihre Jobs. Mangels Möglichkeiten sparen sie wieder mehr Geld.ba Frankfurt – Zum Jahresende hin zeigt sich die Verunsicherung der deutschen Verbraucher angesichts des erfolglosen “Lockdown light” vom November und der nun geltenden strikten Eindämmungsmaßnahmen im Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie. Während das GfK-Konsumklima das dritte Mal in Folge Federn lässt, hat sich die Verbraucherstimmung im gesamten Euroraum leicht aufgehellt.Dass das GfK-Konsumklima von den Nürnberger Marktforschern für Januar auf – 7,3 Punkte taxiert wird, ist für die weitere konjunkturelle Entwicklung kein gutes Zeichen, ruhen doch die Hoffnungen der Ökonomen auf eine im Frühjahr einsetzende Erholung zu einem guten Teil auf dem Konsum der privaten Haushalte. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) zeigte sich in einem Podcast gestern allerdings zuversichtlich: “Ich mache mir keine Sorgen um die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Es ist besser gekommen als vorherberechnet.” Trotz des aktuellen Lockdowns könne dies die Hoffnung vermitteln, “dass wir auch diesen ohne allzu schwere Verwerfungen beim Wachstum überstehen können”, wie Reuters zitiert.In der Konsumklimastudie von Dezember allerdings zeigt sich, dass die Verbraucherstimmung “mit dem harten Lockdown und dem Schließen der meisten Geschäfte einen weiteren Rückschlag zu verkraften” hat, wie GfK-Experte Rolf Bürkl zum Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 2 000 Konsumenten erklärt. Als Ursache für den Rückgang um 0,5 Punkte zum Vormonat macht er vor allem die wieder stark gestiegene Sparneigung und die Verunsicherung aus. Eine Rolle spielen aber auch die wieder zunehmenden Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz. Infektionszahlen steigenBesserung ist nicht in Sicht. “Es ist zu befürchten, dass auf das Konsumklima in den kommenden Wochen eine sehr schwierige Phase zukommen wird”, sagte Bürkl. “Eine Entspannung bzw. Erholung kann es sicherlich erst dann geben, wenn die Infektionszahlen so weit gesunken sind, dass die harten Beschränkungen wieder gelockert werden können.” Danach sieht es derzeit nicht aus. Gestern meldete das Robert Koch-Institut (RKI), dass die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen im Bundesschnitt auf den Höchstwert von 198 stieg – angepeilt wird ein Wert von 50. Zudem geht das RKI davon aus, dass die in Großbritannien entdeckte Virus-Variante sich auch in Deutschland ausbreitet (siehe Bericht Seite 7). Experten erwarten, dass der derzeit bis 10. Januar geltende harte Lockdown mit der Schließung von Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie weiten Teilen des Einzelhandels verlängert wird. Dementsprechend boomt aktuell der Online-Handel, während der Einzelhandelsverband HDE mit Umsatzeinbußen von 36 Mrd. Euro in diesem Jahr rechnet.Im Dezember hat die Anschaffungsneigung laut GfK zwar zugelegt. Ob das Niveau aber befriedigend bleibe, hängt laut Bürkl auch davon ab, ob und wie stark die Angst vor einem Jobverlust in den kommenden Wochen zunehme. Es wird allgemein befürchtet, dass mit dem Auslaufen der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht eine Insolvenzwelle mit den entsprechend negativen Folgen für den Arbeitsmarkt losbricht. Da mit dem harten Lockdown auch die Kurzarbeit wieder zunehmen wird, rechnen die Verbraucher mit Einkommenseinbußen, daher ist der entsprechende GfK-Indikator leicht gesunken. Immerhin fällt der Blick auf die konjunkturelle Entwicklung etwas positiver aus. Da “wichtige Handelspartner Deutschlands derzeit ebenfalls von der zweiten Infektionswelle betroffen sind”, stehe aber zu befürchten, “dass sich eine grundlegende Erholung der Konjunkturstimmung nun weiter verzögert”. Bürkl zufolge wird daher auch die Exportentwicklung, die für die deutsche Wirtschaft enorm wichtig ist, eine schwierige Phase haben.Trotz der kritischen Coronasituation im Euroraum hat sich die Verbraucherstimmung laut EU-Kommission zum Jahresende aufgehellt. Der entsprechende Indikator stieg um 3,7 auf – 13,9 Zähler, der langfristige Durchschnitt liegt allerdings bei -11,2 Punkten.