Einzelhandelsumsätze

Lockerungen füllen Kassen der Einzelhändler

Die deutschen Einzelhändler haben im März dank der ersten Lockerungen ein Umsatzplus in Rekordhöhe erzielt. Ökonomen setzen darauf, dass die Umsätze mit den Impffortschritten noch schwungvoller zulegen.

Lockerungen füllen Kassen der Einzelhändler

ba Frankfurt

Die deutschen Einzelhändler haben im März dank der ersten Coronalockerungen ein Umsatzplus in Rekordhöhe erzielt. Ökonomen setzen darauf, dass die Umsätze noch stärker zulegen, wenn die Impfungen vorankommen und weiter gelockert wird. Die Aussichten dafür stehen nicht schlecht: Mangels Konsummöglichkeiten liegt die Sparquote mit aktuell um die 16% auf sehr hohem Niveau, die vom GfK erhobene Anschaffungsneigung hat im April trotz der Verschärfungen der Kontaktbeschränkungen noch moderat zugelegt und das vom Einzelhandelsverband HDE erhobene Konsumbarometer zeigt für Mai die dritte Stimmungsverbesserung der Verbraucher in Folge. Die Mehrheit setze auf Optimismus und Hoffnung, hieß es nun beim HDE.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) erzielten die Einzelhändler im März – real und nominal – die stärksten Umsatzanstiege im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994: Ohne Kalender- und Saisonbereinigung kletterte der Einzelhandelsumsatz gegenüber März 2020 real um 11,0% und nominal um 12,3%. Allerdings hatte der März in diesem Jahr mit 27 Verkaufstagen einen Verkaufstag mehr als vergangenes Jahr. Die Einzelhändler profitierten vor allem von den Lockerungen, die Anfang März in Kraft getreten waren: Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte konnten mit Hygienekonzepten und Kundenbeschränkungen wieder öffnen, und die Möglichkeiten für Einkäufe in anderen Einzelhandelsbereichen wurden ausgeweitet.

Und auch gegenüber dem Februar steigerten die Einzelhändler die Umsätze kräftig: Preis-, kalender- und saisonbereinigt (real) waren es 7,7% mehr als im Februar. Nominal (nicht preisbereinigt) legten die Erlöse um 7,4% zu. Den Wiesbadener Statistikern zufolge war dies sowohl real als auch nominal das zweitstärkste Umsatzplus im Monatsvergleich seit Beginn der Infektionsschutzmaßnahmen im März vergangenen Jahres. Das Vorkrisenniveau vom Februar 2020 wurde kalender- und saisonbereinigt real um 4,4% übertroffen. Zudem wurden die Februarwerte kräftig nach oben revidiert: So kletterten die Umsätze im Monatsvergleich um real 2,7 (zuvor: 1,2)% und nominal um 2,8 (1,3)%.

Dass der Umsatz in allen Branchen höher als im Lockdown-Monat März 2020 war, zeige, „dass auch der Einzelhandel gelernt hat, mit der Pandemie und den Maßnahmen umzugehen“, sagte Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa der DWS. Die Bandbreite der Betroffenheit ist noch hoch: Deutliche Steigerungen zum Vorjahr gab es im Einzelhandel mit Nichtlebensmitteln. Die höchste Steigerung gab es im Internet- und Versandhandel – das Plus von real und nominal 42,9% ist das kräftigste seit Beginn der Zeitreihe 1994. Der Trend zum Internethandel wird sich wohl nicht mehr umkehren: „Das Bestellen im Internet wird bleiben, selbst dann, wenn alle Läden wieder geöffnet haben“, so Moryson.

Die Zahlen zeigten „einmal mehr, wie schnell sich die wirtschaftliche Aktivität nach solchen Lockerungen belebt“, stellte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen fest. Er erwartet daher, dass die deutsche Wirtschaft bereits im zweiten Quartal wieder deutlich zulegt, nachdem sie zu Jahresbeginn noch um 1,7% ge­schrumpft ist. Der HDE rechnet mit einem Wiederanziehen des privaten Konsums erst gegen Ende des zweiten Quartals oder im dritten Quartal.