Lon-Doha in Not

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 9.6.2017 Das Haus Al Thani hat der britischen Metropole seinen Stempel aufgedrückt. Der von Renzo Piano entworfene gläserne Phallus namens The Shard ist zwar nur noch der vierthöchste Wolkenkratzer in...

Lon-Doha in Not

Von Andreas Hippin, LondonDas Haus Al Thani hat der britischen Metropole seinen Stempel aufgedrückt. Der von Renzo Piano entworfene gläserne Phallus namens The Shard ist zwar nur noch der vierthöchste Wolkenkratzer in Europa, aber er ist kilometerweit zu sehen. Er gehört, wie so vieles in London, dem wegen seiner Unterstützung des islamistischen Terrors von seinen Nachbarn isolierten Emirat Katar, das von den Al Thanis beherrscht wird. Zu den Mietern zählt das Medienimperium Al Jazeera, dessen arabischer Kanal ganz andere Töne anschlägt als das mit diversen Preisen ausgezeichnete englische Programm. In seinem Schatten wurden am Wochenende acht Menschen von Anhängern des Islamischen Staats ermordet und zahllose weitere verletzt.Es wäre falsch, die Vorwürfe gegen das Emirat, das weniger Einwohner hat als Berlin, damit entkräften zu wollen, dass man behauptet, es gehe in Wirklichkeit nur um die guten Beziehungen Katars zum Iran. Denn dann müsste auch Dubai ins Visier geraten. Zudem sind die Vorwürfe nicht neu. Wie die “New York Times” schon 2014 berichtete, wurden sowohl die Taliban in Afghanistan als auch die palästinensische Hamas, syrische Islamisten und libysche Milizen sowie sonstige Verbündete der Muslimbruderschaft auf die eine oder andere Weise von dort unterstützt. Schon damals wollten sich die arabischen Nachbarn, denen zum Teil ebenfalls Terrorfinanzierung nachgesagt wird, das nicht länger bieten lassen.Großbritannien hat stark auf Katar gesetzt. Als im Frühjahr eine mehr als 400-köpfige Delegation anreiste, kündigte der Golfstaat an, weitere 5 Mrd. Pfund im Vereinigten Königreich investieren zu wollen. Mindestens 35 Mrd. Pfund haben die Al Thanis schon in britische Vermögenswerte gesteckt – nicht nur in Trophäen wie das Nobelkaufhaus Harrods oder das Hotel Savoy. Dem Emirat gehört auch das Olympische Dorf und – gemeinsam mit dem US-Investor Brookfield – das Bankenviertel Canary Wharf. Dem “Telegraph” zufolge beläuft sich der Immobilienbesitz der Kataris in London auf das Dreifache dessen, was die Queen ihr eigen nennt. Kein Wunder, dass manche von Lon-Doha sprechen – analog zu Doha, der Hauptstadt des Golfstaats. Katar ist Großaktionär der Deutsche-Bank-Rivalin Barclays, der British-Airways-Mutter IAG, der London Stock Exchange Group und des Einzelhändlers J Sainsbury. Neun Zehntel der britischen Flüssiggasimporte kommen aus dem Land.Noch ist unklar, ob die Maßnahmen der Nachbarn gegen Katar auch Folgen für Großbritannien haben könnten. Man hoffe, dass bald eine Lösung gefunden und die Einheit im Golf-Kooperationsrat wieder hergestellt werde, hieß es dazu gestern aus dem britischen Außenministerium. Manche in der City erwarten, dass wegen der Krise noch mehr Geld vom Golf an die Themse fließen wird. Ob man selbst Maßnahmen gegen Katar ergreifen soll, fragt bislang keiner. ——–Großbritannien hat stark auf Katar gesetzt. Dem Emirat wird unterstellt, Terror zu finanzieren.——-