Arbeitsmarkt

London will ausufernde Arbeitsunfähigkeit angehen

Die britische Regierung will mehr Menschen den Weg in eine Beschäftigung bahnen, die bislang als arbeitsunfähig eingestuft sind. Seit der Pandemie ist ihre Zahl rasant gestiegen. Die Kosten der Sozialleistungen, die sie erhalten, sind binnen eines Jahrzehnts um mehr als die Hälfte nach oben gegangen.

London will ausufernde Arbeitsunfähigkeit angehen

London will ausufernde Arbeitsunfähigkeit angehen

Unternehmen hoffen auf Linderung des Fachkräftemangels

hip London

Die britische Regierung will möglichst vielen Menschen, die derzeit Unterstützungsleistungen für Arbeitsunfähige beziehen, den Weg zurück in eine Beschäftigung bahnen. Ihre Zahl ist während der Pandemie stark gestiegen. Nun sollen die Kriterien, die der Einstufung als arbeitsunfähig zugrunde liegen, auf den Prüfstand gestellt werden. Es handele sich um den nächsten Schritt der Reform des Wohlfahrtssystems, teilte das Arbeits- und Rentenministerium mit. Damit werde dem Anstieg der flexiblen Arbeitsverhältnisse, dem Arbeiten von zu Hause und der besseren Unterstützung von Mitarbeitern mit Behinderungen oder Gesundheitsproblemen durch die Arbeitgeber Rechnung getragen. Die Kriterien seien seit 2011 nicht angepasst worden. Nun sollen sie die moderne Arbeitswelt und die Chancen widerspiegeln, die sie Menschen mit Behinderungen biete.

"Im ganzen Land suchen Firmen händeringend nach Mitarbeitern, um offene Stellen zu besetzen", sagte Jane Gratton, stellvertretende Direktorin für politische Themen beim britischen Handelskammerdachverband BCC. Die Arbeitgeber wollten so flexibel wie möglich sein, um Menschen, die arbeiten wollen, zu helfen. Damit das effizient geschehen könne, sei wichtig, dass beide Seiten so lange wie nötig die richtige Unterstützung bekämen. Arbeitsminister Mel Stride versprach angemessene Unterstützung, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werde.

Die Regierung wird im kommenden Jahr Sozialleistungen für Arbeitsunfähige im Volumen von 25,9 Mrd. Pfund zahlen. Im Fiskaljahr 2013/14 waren es noch 15,9 Mrd. Pfund. Wenn sich nichts ändert, wird bis 2027/28 ein Anstieg auf 29,3 Mrd. Pfund vorhergesagt. Dabei wird unterstellt, dass weitere 500.000 Menschen als arbeitsunfähig eingestuft werden. Die Zahl derjenigen, denen bei Antragsstellung der höchste Satz gezahlt werde, sei von 21% im Jahr 2011 auf 65% im vergangenen Jahr gestiegen. Im vergangenen Jahr nahmen mehr als 700.000 Menschen an einem "Work Capability Assessment" teil. Derzeit erhalten knapp 2,5 Millionen Menschen Leistungen für beschränkt Arbeitsfähige. Hilfsorganisationen wiesen darauf hin, dass Leistungsempfängern ein Teil ihrer Bezüge gestrichen werden könnte, sollten sie anders eingestuft werden. Zudem sei der regelmäßige Besuch eines Job Centre für die Betroffenen nicht einfach zu bewerkstelligen.

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