Ludwig Poullain 95
ab – Ludwig Poullain war, ist und bleibt ein politischer Mensch. Sicherlich ist er, der am 23. Dezember sein 95. Lebensjahr vollendet, auch ein streitbarer Zeitgenosse. Doch Respekt ist ihm zu zollen, weil er sich auch heute noch einmischt und eindeutig Stellung bezieht in Themen, die ihm am Herzen liegen. Eines dieser Themen ist die mittlerweile untergegangene WestLB, an deren Spitze er von der Gründung im Jahr 1969 bis zu seinem Rücktritt 1977 stand. Gestolpert war er über einen undurchsichtigen Beratervertrag, der später noch jahrelang die Gerichte beschäftigen sollte. Am Ende wurde er freigesprochen.Doch auch das Thema Europa hat es dem gebürtigen Remscheider angetan. Als glühender Verfechter eines geeinten Europa war er nämlich von Anbeginn gegen die Einführung einer gemeinsamen Währung, zumindest in der vollzogenen Geschwindigkeit.Bekannt als scharfzüngiger Kritiker sorgte er manches Mal auch für Eklats. So geriet Poullain im Juli 2004 in die Schlagzeilen, weil er sich als Gastredner anlässlich der Verabschiedung des Vorstandsvorsitzenden der Nord/LB, Manfred Bodin, den Mund nicht verbieten lassen wollte. Seine geplante Rede über “Bank und Ethos” sagte er daher kurzfristig ab. Aus Sicht der Veranstalter ging der Schuss allerdings nach hinten los, druckte die FAZ “Die ungehaltene Rede eines ungehaltenen Mannes” doch wenig später ab.