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Lutz Bertling folgt Tom Enders als BDLI-Präsident

Von Ulli Gericke, Berlin Börsen-Zeitung, 19.7.2012 Vor einem Vierteljahr gab sich Thomas Enders noch gewohnt forsch. Zwar räumte der damals erst designierte, inzwischen aber amtierende 53-jährige Vorstandschef des größten europäischen Luft- und...

Lutz Bertling folgt Tom Enders als BDLI-Präsident

Von Ulli Gericke, BerlinVor einem Vierteljahr gab sich Thomas Enders noch gewohnt forsch. Zwar räumte der damals erst designierte, inzwischen aber amtierende 53-jährige Vorstandschef des größten europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS ein, nicht bis zu seinem Rentenalter an der Spitze des Bundesverbands der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) stehen zu müssen. Aber wenn die Frage käme, ob er seine bislang siebenjährige Präsidentschaft noch verlängern könnte, würde er darüber nachdenken, beschied “Major Tom” fragende Journalisten zur Jahrespres sekonferenz Mitte April in Berlin.Ein Vierteljahr später ist alles anders. Bei der gestrigen Präsidiumssitzung habe der Branchenverband Dr. Lutz Bertling, den Präsidenten und CEO von Eurocopter sowie Mitglied des Executive Committee von EADS, zum neuen BDLI-Präsidenten gewählt, teilte der Verband nach dem Treffen mit. Mit dem 50-jährigen Chef der EADS-Hubschraubertochter bleibt zwar ein Topmanager des deutsch-französisch-spanischen Gemeinschaftsunternehmens an der Spitze des hiesigen Branchenverbands – aber eben nicht der langjährige Airbus-Chef “Tom” Enders, der in jüngster Zeit heftig mit der schwarz-gelben Koalition aneinandergeraten war wegen des vermeintlich zu großen Staatseinflusses der Regierungen in Berlin und Paris auf das privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen EADS. Kein “Franzose” an der SpitzeNach den Statuten und der Satzung des BDLI sei nach dem Aufstieg Enders’ zum CEO von EADS eine Neuwahl notwendig geworden, begründete der Verband den überraschenden Wechsel – der wohl fällig wurde, nachdem Enders die Absicht bekundet hatte, seinen Amtssitz ins französische Toulouse zu verlegen. Die Amtsübergabe werde im Rahmen der Berliner Luftfahrtmesse ILA Mitte September vollzogen werden, heißt es weiter. Bertling wurde vorerst nicht für die übliche dreijährige Amtszeit gewählt, sondern erst einmal für die Restperiode seines Vorgängers Enders, dessen Turnus Ende Februar 2014 endete.Im BDLI sind gut 200 Unternehmen der Luft- und Raumfahrt organisiert, deren gut 97 000 Beschäftigte 2011 einen Umsatz von fast 26 Mrd. Euro erwirtschafteten, gut 4 % mehr als zuvor. Während die Zivilluftfahrt – allen voran Airbus – vom rapiden Branchenwachstum profitierte und auch die Raumfahrt ein solides Wachstum zeigte, leidet die militärische Luft- und Raumfahrt, die für etwa ein Viertel der Branchenerlöse und -beschäftigten steht, heftig unter der Bundeswehrreform und den damit sinkenden Haushaltsmitteln.