Macron umwirbt ausländische Investoren
wü Paris – Es ist bereits zu einer kleinen Tradition geworden: Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Montag im Vorfeld des Wirtschaftsforums von Davos zum dritten Mal seit seinem Amtsantritt mehr als 180 ausländische Unternehmenschefs im Schloss von Versailles empfangen, um für den Wirtschaftsstandort Frankreich zu werben. Mehrere Hundert Gegner der von Macron geplanten Rentenreform nutzten den Gipfel mit dem Titel “Choose France”, um in dem westlich von Paris gelegenen Vorort gegen Macron und sein Reformprojekt zu protestieren. “Macron, hau ab”, skandierten sie immer wieder. Dabei wollte das Staatsoberhaupt mit seiner Einladung ausländische Investoren auch davon überzeugen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone trotz der wochenlangen Proteste gegen die Rentenreform nach wie vor attraktiv für Investoren ist.Dabei helfen sollten ihm am Montag nicht weniger als 19 Minister und Staatssekretäre, die das Treffen vor einem festlichen Dinner für Hunderte von Einzelgesprächen nutzen wollten. Zu den Gästen Macrons gehörten Unternehmenschefs aus mehr als 40 Ländern, darunter Susan Wojcicki (Google), Lawrence Culp (General Electric), Michael Froman (Mastercard), Reed Hastings (Netflix), James Quincey (Coca-Cola), Warren East (Rolls Royce) und Alan Jope (Unilever). Zu den rund 30 präsenten Konzernlenkern gehörten Patrick Pouyanné (Total), Ludovic Le Moan (Sigfox) und Jean-Laurent Bonnafé (BNP-Paribas).Frankreich konnte anlässlich der Veranstaltung erneut Zusagen von verschiedenen Konzernen wie etwa Coca-Cola für Investitionen in Höhe von fast 4 Mrd. Euro einsammeln. So bestätigte die in Genf angesiedelte Reederei MSC einen Auftrag im Wert von gut 2 Mrd. Euro an die teilstaatliche Werft Chantiers de l’Atlantique für zwei mit LNG (Flüssiggas) betriebene Kreuzfahrtschiffe. Verträge von dieser Bedeutung für die Wirtschaft Frankreichs würden nicht jeden Tag unterschrieben, sagte Premierminister Édouard Philippe am Montag in Paris. Der Pharmakonzern AstraZeneca wiederum investiert in Dünkirchen 200 Mill. Euro, um seinen dortigen Standort auszubauen. Der schwedische Telekomriese Ericsson will in Frankreich ein Forschungsprojekt- und Entwicklungszentrum für 5G bauen und so insgesamt 300 Arbeitsplätze schaffen.Seit seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren seien in Frankreich mehr als 500 000 Arbeitsplätze geschaffen worden, erklärte Macron. Die Proteste der Gelbwesten-Bewegung im letzten Winter und die Streiks gegen die Rentenreform scheinen der Attraktivität Frankreichs bei ausländischen Investoren kaum zu schaden. Sie würden vor allem wahrnehmen, dass die Regierung Macron seit ihrem Antritt 2017 viele Reformversuche unternommen habe, meinen diplomatische Kreise. Macron hat auch die Körperschaftsteuer gesenkt. Dazu kommen weitere Faktoren wie der Brexit, von dem der Finanzplatz Paris profitiert. Gleichzeitig würden Investoren feststellen, dass es in Deutschland schwierig sei, geeignete Mitarbeiter zu finden, heißt es in Paris.