wü Paris – Nach der Ablehnung seiner Kommissionskandidatin Sylvie Goulard will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron um jeden Preis verhindern, noch einmal denselben Fehler zu begehen. Deshalb will er sich jetzt offenbar mit der Nominierung eines neuen Kandidaten für das Team der künftigen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Zeit lassen und sich stattdessen mit seinen europäischen Partnern vor dem EU-Gipfel Ende der Woche abstimmen, allen voran mit Deutschland.In Paris werden Verteidigungsministerin Florence Parly, Europ-Staatssekretärin Amélie de Montchalin, Macrons Europa-Berater Clément Beaune und Brexit-Verhandler Michel Barnier als mögliche neue Kommissionskandidaten gehandelt. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat bereits wissen lassen, nicht für den Posten zur Verfügung zu stehen.In diesem international schwierigen Moment könne sich Europa nicht den Luxus unnötigen Gezänks erlauben, erklärte Macron, als er Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntagabend im Élysée empfing. Wenige Stunden später begrüßte er von der Leyen zu Gesprächen in Paris. Dabei äußerten sie sich nicht vor der Presse. Frankreich sei nach der Ablehnung Goulards besorgt, dass die Reformprojekte von der Leyens durch das Europaparlament blockiert werden könnten, heißt es in Paris. Einige französische Medien sehen die Ablehnung Goulards jedoch eher als Quittung, die Macron für seine Überheblichkeit erhält.Frankreichs Staatsoberhaupt empfing am Montag auch Europarats-Präsident Donald Tusk zu einem Arbeitsessen, um den EU-Gipfel vorzubereiten. Am Mittwoch wird er Bundeskanzlerin Merkel in Toulouse zum ersten deutsch-französischen Ministerrat nach Abschluss des Aachener Vertrages im Januar treffen. Dabei dürften sie eine Einigung im Streit über das deutsche Embargo für Rüstungsexporte verkünden. Sie haben bereits verdeutlicht, bei internationalen Fragen wie dem Brexit und der türkischen Militäroffensive in Syrien an einem Strang ziehen zu wollen.