LEITARTIKEL

Make the Dollar weak again

Ja, was denn nun? Da schwadroniert US-Finanzminister Steven Mnuchin erst darüber, dass ein schwacher Dollar "offensichtlich gut" für die US-Wirtschaft sei, nur um wenig später zu erklären, er sei missverstanden worden. Am Dienstag dann bekennt sich...

Make the Dollar weak again

Ja, was denn nun? Da schwadroniert US-Finanzminister Steven Mnuchin erst darüber, dass ein schwacher Dollar “offensichtlich gut” für die US-Wirtschaft sei, nur um wenig später zu erklären, er sei missverstanden worden. Am Dienstag dann bekennt sich Mnuchin zum starken Dollar, obwohl er zuvor eingeräumt hat, dass sich seine Position zum Greenback sehr wohl unterscheide von jener Starker-Dollar-Politik früherer US-Administrationen. Und dann ist da auch noch Präsident Donald Trump, der jetzt sagt, dass er einen starken Dollar wolle, nachdem er früher einmal kundgetan hat, ein zu starker Dollar “bringt uns um”. Trump’sche Regierungskonfusion in Reinkultur.Selbst wenn hinter den Aussagen nun keine ausgetüftelte Strategie stehen sollte, sind sie brandgefährlich. Zwar ist der Dollar-Kurs kein politisches Wunschkonzert, sondern das Ergebnis mächtiger Kapitalströme, denen verschiedenste Faktoren und Kalkulationen zugrunde liegen – wobei sie beileibe nicht immer einleuchtend sind. Es sollte aber auch niemand so tun, als spielten solche Kommentare gar keine Rolle – wie die erhöhte Unsicherheit und Volatilität an den Devisenmärkten nach Mnuchins Aussagen belegt hat. Eine solche Volatilität ist aber Gift für das Wachstum und die Finanzstabilität. Die G 20- und IWF-Staaten haben in der Vergangenheit schließlich nicht aus Jux und Tollerei regelmäßig vor “exzessiver Volatilität” und “ungeordneten Wechselkursbewegungen” gewarnt. Das Thema ist extrem sensibel, und Politiker und Notenbanker sollten sich tunlichst zurückhalten.Im aktuellen Umfeld bergen solche Aussagen und die dadurch induzierte Volatilität sogar ein besonderes Risiko: Nach der US-Notenbank Fed nehmen auch andere wichtige Zentralbanken endlich den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der Krisenjahre ins Visier. Wenn aber neue Unruhe von den Devisenmärkten droht, könnten die Zentralbanken den Exit wieder abblasen oder vertagen. Das aber wäre falsch: Der beeindruckend synchrone Aufschwung der Weltwirtschaft rechtfertigt umfangreiche Anleihekäufe und Null- sowie Negativzinsen längst nicht mehr. Im Gegenteil: Das Risiko neuer Finanzexzesse nimmt zu. Zumindest solange sich die Euro-Aufwertung nicht ungebremst fortsetzt, sollte auch die Europäische Zentralbank (EZB) der Verlockung widerstehen, die jüngste Euro-Stärke als Alibi für ein neuerliches Aufschieben des überfälligen Exits herzunehmen.Noch verheerender wäre es aber zweifellos, wenn hinter Mnuchins Aussagen eine explizite “Make the Dollar weak again”-Strategie stecken sollte. Sicher: Auch in der Vergangenheit passte das Handeln von Finanzministerium und Notenbank Fed nicht immer zu einer Politik des starken Dollar. Im Großen und Ganzen aber hielt diese Doktrin. Dass Mnuchins Kommentare nun zur gleichen Zeit aufpoppen wie die Einführung von US-Strafzöllen auf Solarpanels und Waschmaschinen, lässt Schlimmes befürchten. Falls die Trump-Regierung jetzt wirklich Ernst machen sollte mit ihrer merkantilistischen Abschottungspolitik (“America First”), ist die Gefahr groß, dass sie auch nicht davor zurückschreckt, den Wechselkurs als Instrument einzusetzen und ihn entsprechend zu beeinflussen. Ein globaler Währungskrieg würde aber genau wie eine neue weltweite Protektionismuswelle nur Verlierer produzieren – auch in den USA.Überhaupt ist erstaunlich, wie leichtfertig die Trump-Regierung das Vertrauen in den Dollar untergräbt und den Status als Weltleitwährung und “sicheren Hafen” des globalen Finanzsystems zur Disposition stellt. Zwar ist eine Ablösung kurzfristig kaum vorstellbar. Aber längst scheint ein Vertrauensverlust eingesetzt zu haben, zuletzt befeuert durch die Steuerreform, die die US-Staatsverschuldung wird anschwellen lassen. Eine Volkswirtschaft, die ein immenses Doppeldefizit fährt wie die USA, ist aber abhängig von Geld aus dem Ausland. Die Spekulation Mitte Januar, dass China den US-Staatsanleihen den Rücken kehren könnte, sollte ein Warnschuss sein.In jedem Fall aber ist es höchste Zeit, die Diskussion über die globale Dominanz des Dollar zu forcieren. Die Gunst der Leitwährung macht es den USA sowie den US-Unternehmern und -Verbrauchern allzu leicht, sich zu verschulden. Für viele Ökonomen ist die Leitrolle des Dollar eine Ursache für die vielen Finanzkrisen seit den 1970er Jahren. Ein System mit mehreren gleichberechtigten Valuten könnte dem Wettbewerb um solide Finanzen und gute Wirtschaftsbedingungen guttun. Der Blick richtet sich da nicht nur auf den Yuan, sondern auch auf den Euro. Umso größer ist auch die Verantwortung der Euro-Politik, den Euroraum zu stärken und zu einem politischen und wirtschaftlichen Kraftzentrum fortzuentwickeln, das den USA möglichst ebenbürtig ist. Das geht nur gemeinsam – und nicht im Streit.——–Von Mark Schrörs Die US-Administration liebäugelt mit einem schwachen Dollar. Egal ob mangelnde Sensibilität oder ausgetüftelte Strategie – das ist brandgefährlich.——-