NOTIERT IN FRANKFURT

Maskenball im Konferenzsaal

Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles, sogar an Masken. Zumal die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase bei allen Unannehmlichkeiten ja auch den ein oder anderen Vorteil hat. So ist es zwar lästig, dass einem rasch die Luft knapp wird, wenn man...

Maskenball im Konferenzsaal

Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles, sogar an Masken. Zumal die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase bei allen Unannehmlichkeiten ja auch den ein oder anderen Vorteil hat. So ist es zwar lästig, dass einem rasch die Luft knapp wird, wenn man sich – vor allem unter Stoffmasken – länger zu einem Thema äußern muss. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus aber auch ein Vorteil. Denn manche Konferenz mit Kollegen im Büro kann derzeit deutlich früher abgeschlossen werden als in Vor-Corona-Zeiten, weil es zu anstrengend ist, mit Masken vor Mund und Nase ausgiebig zu debattieren. Früher schon gab es Kollegen, die hatten dazu keine Lust. Heute gibt es Kollegen, die haben dazu keine Luft. *Auch bei den nun wieder vereinzelt stattfindenden kreditwirtschaftlichen Tagungen und Konferenzen haben Masken manch Gutes und manch Schlechtes für sich. Zu den äußerst misslichen Effekten der Maskenpflicht zählt, dass man nun wieder den Code fürs Mobiltelefon aufwendig eintippen muss, weil das Handy seinen Besitzer nicht mehr erkennt, wenn er sein Gesicht hinter einem Mund-Nasen-Schutz versteckt. Am Rande des Retail-Bankentags und des Immobilientags in den vergangenen Tagen konnte man schon den einen oder anderen beobachten, der sich in eine Ecke verzog, verstohlen seine Maske herunterzog und – wie im Märchen die böse Königin ihr Spieglein – sein Handy vors Gesicht hielt, um sein Mobiltelefon davon zu überzeugen, dass er der rechtmäßige Besitzer ist. *Durchaus als Vorteil erweist sich hingegen, dass es in diesen Zeiten nicht mehr peinlich ist, bei einer Tagung an irgendjemandem grußlos vorbeizugehen, den man eigentlich hätte erkennen müssen – schließlich ist es ja verzeihlich, dass man ihn unter der Maske nicht identifiziert. Man muss ihm ja nicht gestehen, dass dies im Grunde nicht so sehr an der Maske lag, sondern daran, dass er in Coronazeiten mächtig zugenommen hat – was halt schnell geschieht, weil man im Homeoffice nun mal oft in der Küche vorbeikommt (“Bin ja mal gespannt, was es heute im Kühlschrank gibt”) – oder auch am Küchenschrank mit der durch Hamsterkäufe aufgebauten Notreserve an Dosenravioli. *Mittlerweile helfen die Masken sogar dabei, Konferenzteilnehmer zu identifizieren. Denn in zunehmendem Maße tragen Banker und andere Finanzprofis bei öffentlichen Begegnungen Masken mit dem Logo ihres Kreditinstituts, ihrer Kapitalanlagegesellschaft oder ihrer Dienstleistungsfirma. Das ist hilfreich, denn man muss sich, um herauszubekommen, mit wem man es gerade zu tun hat, nicht mehr während des Small Talks im Foyer bemühen, möglichst unauffällig auf die meist viel zu klein gedruckten Namensschilder auf dem Sakko oder die Badges vor der Brust zu schielen.