May wirbt für "Global Britain"

Britische Premierministerin warnt vor Extremismus - Lagarde prophezeit Briten schmerzhaften EU-Austritt

May wirbt für "Global Britain"

Großbritannien will sich nach dem Brexit nicht hinter die Kreidefelsen von Dover zurückziehen. Theresa May warb in Davos für “Global Britain” und warnte zugleich vor der von linken wie rechten Extremisten verfolgten “Politik der Spaltung und der Verzweiflung”, die sich gegen Liberalismus, Freihandel und Globalisierung richte.Von Andreas Hippin, LondonDie britische Premierministerin hat auf dem World Economic Forum in Davos für ihre “Global Britain”-Vision geworben und vor wachsendem Extremismus gewarnt. Bei den Teilnehmern der Veranstaltung dürfte sie auf eine gewisse Skepsis gestoßen sein, hatte sie doch erst im November vor “einer neuen globalen Elite” gewarnt, “die manchmal nach anderen Regeln zu spielen scheint und deren Leben von ihrer täglichen Existenz weit entfernt sind” (vgl. BZ vom 16.11.2016). Bereits auf dem Tory-Parteitag in Birmingham hatte sich May gegen eine vermeintlich entwurzelte globale Elite gewandt. Wer sich für einen Weltbürger halte, sei in Wirklichkeit ein Staatsbürger von nirgendwo, sagte sie damals.Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), warnte unterdessen vor einem komplizierten Austrittsprozess. Kein Deal mit der EU könne so gut sein wie die Mitgliedschaft, sagte sie der BBC. “Wir sind immer noch der Ansicht, dass das nicht nur positiv und schmerzfrei sein wird.” Der IWF hatte diese Woche seine Prognose für das Wachstum der britischen Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf 1,5 % erhöht. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici sagte in Davos, der Brexit sei weder positiv für Großbritannien noch für die Staatengemeinschaft. “Politik der Spaltung”Die Kräfte des Liberalismus, des Freihandels und der Globalisierung, die das regelbasierte internationale System stützten, das wesentlich für weltweiten Wohlstand und Sicherheit sei, “sind irgendwie in Gefahr, unterminiert zu werden,” sagte May. “Und während wir uns hier treffen, versuchen über ganz Europa hinweg Parteien der extremen Linken und der extremen Rechten diese Gelegenheit auszunutzen. Sie versuchen Unterstützung zu finden, indem sie sich von einem grundlegenden und stark empfundenen Gefühl mancher Menschen nähren, dass diese Kräfte nicht für sie wirken.” Dabei handele es sich oft um Menschen mittleren oder niedrigen Einkommens, die in vergleichsweise reichen Ländern des Westens leben.”Diese Parteien, die eine Politik der Spaltung und der Verzweiflung verfolgen, die einfache Antworten anbieten, vorgeben, die Probleme der Menschen zu verstehen und auf alles eine Antwort und einen Schuldigen nennen können, nähren sich noch von etwas anderem: der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, dass die politischen und wirtschaftlichen Führer des Mainstreams es zu lange nicht vermocht haben, ihre legitimen Sorgen zu verstehen.” May geht es darum, dass der EU-Austritt nicht mit der Politik eines Donald Trump in einen Topf geworfen wird. Der Freihandel ist für ein “globales” Britannien unerlässlich. Der neue US-Präsident steht dagegen in der Tradition des Protektionismus. Zudem ist Rassismus für May kein Mittel der Politik. “Großbritannien ist nicht weniger britisch, weil es die Heimat von Menschen aus der ganzen Welt ist”, sagte sie in Davos. “Tatsächlich kommt viel von unserer Stärke aus unserer Diversität. Wir sind eine multiethnische, multikulturelle Vielvölkerdemokratie, und wir sind stolz darauf.”