Mehr Lkw-Verkehr auf den Autobahnen
Mehr Lkw-Verkehr auf den Autobahnen
Indiz für eher steigende Industrieproduktion im Mai – Aussichten sind aber trübe
ba Frankfurt
Von Alexandra Baude, Frankfurt
Die Lkw-Dichte auf deutschen Autobahnen hat wieder zugenommen. Dies lässt darauf schließen, dass die Industrieproduktion im Mai doch noch etwas zulegen dürfte, auch wenn die zuletzt veröffentlichten Stimmungsbarometer anderes erwarten lassen.
Laut dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und dem Statistischen Bundesamt (Destatis) ist die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen gegenüber April kalender- und saisonbereinigt um 1,6% gestiegen. Im April hatte der Lkw-Verkehr um lediglich 0,1% zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr waren in diesem Mai allerdings 1,2% weniger Brummis unterwegs. Ausgenommen Luxemburg und Frankreich hat dabei der grenzüberschreitende Lkw-Verkehr in die Nachbarstaaten – also Einfuhren und Ausfuhren – im Monatsvergleich zugenommen.
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex gilt als Frühindikator für die künftige Konjunkturentwicklung, denn wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen, wie die Wiesbadener Statistiker betonen. Insbesondere mit dem Produktionsindex im verarbeitenden Gewerbe besteht ein deutlicher Zusammenhang. Der Lkw-Maut-Index ist allerdings einen Monat früher verfügbar – bietet jedoch keine Untergliederung nach Wirtschaftszweigen.
Die Aussichten für das verarbeitende Gewerbe sind trübe. Denn die globale Nachfrage schwächelt, die USA, Hauptabnehmerland deutscher Waren, stehen vor einer Rezession. Und China ersetzt zunehmend Importe aus Industriestaaten durch eigene Produktion. Bislang stützen noch die dicken Auftragspolster die Produktion – im April stieg sie um 0,3%. Allerdings gelten die Auftragsbücher Umfragen zufolge schon nicht mehr als überdurchschnittlich gut gefüllt. In der zweiten Jahreshälfte dürften dann dank der immer reibungsloser funktionierenden Lieferketten die während der Corona-Pandemie liegen gebliebenen Bestellungen abgearbeitet sein. Nachdem aber die Auftragseingänge bereits seit vergangenem Jahr im Trend rückläufig sind, fehlt dann der Nachschub.
Die anhaltende Nachfrageflaute zeigte sich sowohl im Ifo-Geschäftsklimaindex als auch im Einkaufsmanagerindex für Mai. So hat sich das Ifo-Klima in der Industrie merklich verschlechtert, vor allem, weil die Erwartungen deutlich pessimistischer eingeschätzt worden waren. Einen stärkeren Rückgang gab es laut den Münchener Wirtschaftsforschern zuletzt im März 2022 nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Für Cyrus de La Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), deuten der beschleunigte Rückgang der Neuaufträge und die geringeren Einkaufsmengen darauf hin, dass der Industrie „einige magere Quartale bevorstehen“. Allerdings würde der Auftragsbestand von einem hohen Niveau aus sinken, „so dass wir in den nächsten Monaten nicht mit einem Absturz der Produktion rechnen“, resümierte er das Ergebnis der Einkaufsmanagerumfrage, deren Partner HCOB ist. Für Zuversicht sorgt bei ihm, dass die Unternehmen die Beschäftigung weiter erhöhen und „immer noch in der Lage sind, in einem Umfeld deutlich sinkender Inputpreise leicht höhere Verkaufspreise durchzusetzen, was gut für die Gewinnmargen ist“.