Melania Trump ist ihre Garderobe nicht egal
“I really don’t care, do U?”, steht unübersehbar auf dem Rücken einer Jacke, die vor zwei Jahren für rund 40 Dollar bei der Modekette Zara des spanischen Inditex-Konzerns zu haben war. Für Melania Trump waren es glückliche Zeiten. Der Hauptwohnsitz der Trumps war New York und an einen Umzug ins Weiße Haus glaubte wohl nicht einmal ihr Ehemann. Die nächste Zara-Filiale lag nur einen Steinwurf von Trump Tower entfernt und die Adresse des Modegeschäfts konnte man sich noch dazu leicht merken. Die Filiale ist im Bürogebäude 666 5th Avenue untergebracht, das Jared Kushner, der Ehemann von Ivanka Trump, auf dem Höhepunkt der Immobilienblase für knapp 2 Mrd. Dollar gekauft hat.Ob Melania, seit etwas mehr als 500 Tagen die First Lady an der Seite von US-Präsident Donald Trump, in der vergangenen Woche an die Zeiten in New York zurückgedacht hat, als sie im Kleiderschrank nach dem billigen Zara-Fummel griff? Auf dem Weg nach Texas zu einem Besuch einer Auffangstelle für Kinder von illegalen Einwanderern, die in den vergangenen Wochen auf Geheiß der Regierung von ihren Eltern getrennt und über das ganze Land verstreut wurden, hatte sie sich jedenfalls die “Mir doch wurscht”-Jacke umgelegt. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. “Herzlos”, “unsensibel und “unbedacht” waren noch die freundlicheren Urteile für das Outfit, das Melania zum Start ihrer Tagesreise trug, die doch eigentlich zeigen sollte, dass dem Weißen Haus das Schicksal dieser kleinen Flüchtlinge eben nicht egal ist. Mehr als 2 500 Kinder, die jüngsten nur wenige Monate alt, sind von der unter Trump eingeführte “Null-Toleranz-Politik” betroffen. Sie dürften nach Einschätzung von Experten trotz eines unter öffentlichem Druck unterzeichneten präsidialen Erlasses, die Familien wieder zusammenzuführen, Monate darauf warten, bis ihre Eltern gefunden sind. Die US-Behörden haben nur wenig Mühe darauf verwendet, ihren Verbleib zu dokumentieren. Geht es nach den Umfragen, ist das den meisten Amerikanern gar nicht egal. “Es ist nur eine Jacke, es gibt keine versteckte Botschaft”, erklärte eine Sprecherin der First Lady. Das ist schon deshalb richtig, weil die Botschaft in großen Lettern auf der Jacke prangt. Dass die First Lady, die sonst vornehmlich Designer wie Dolce & Gabbana, Balmain oder Ralph Lauren trägt, zufällig zu Zara greift, darf aber als ausgeschlossen gelten. Zu gerne lässt das Ex-Model auch sonst seine Kleider für sich sprechen – zum Beispiel eine Bluse des Typs “Pussy Bow”, die Melania bei einem öffentlichen Auftritt kurz nach der Verbreitung eines Mitschnitts von Donald Trump am Rande der TV-Show “Access Hollywood” trug, in dem sich ihr Ehemann detailliert zu seinem Umgang mit Frauen äußerte. Spätestens seit einem Ausflug in überschwemmte Gebiete in Texas, wo sie die Opfer eines Hurrikans im vergangenen Sommer in hochhackigen Schuhen besuchte, weiß die 48-Jährige auch um die besondere Wirkung, die sie bei solchen Auftritten entfaltet. Wenn es eines gibt, was dieser First Lady nicht egal sein dürfte, ist es ihre Garderobe.