Merkel appelliert an Verantwortung

"Wir alle sparen viel Geld, wenn wir vernünftig sind" - Coronainfektionen sollen wieder sinken

Merkel appelliert an Verantwortung

Die Bundesregierung will die seit Anfang der Woche geltenden Beschränkungen in der Corona-Pandemie möglichst auf den November begrenzen. Diese Hoffnung äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor der Presse in Berlin. Weitere Entscheidungen hängen allerdings von den Infektionszahlen ab. wf Berlin – “Wir alle sparen viel Geld, wenn wir vernünftig sind.” Mit diesen Worten ging Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf die wirtschaftliche Seite der neuen Beschränkungen in der Corona-Pandemie ein. Die nunmehr weitgehend bundeseinheitlichen Regelungen waren am gestrigen Montag in Kraft getreten. Kulturveranstaltungen bleiben bis Ende November ausgesetzt, Gastronomie, Hotels und Clubs geschlossen. Einzelhandel und Friseure dürfen – anders als im Frühjahr – weiterhin geöffnet bleiben. Kosmetikstudios und Massagepraxen müssen dagegen für vier Wochen dichtmachen. Die Bundesregierung hat 10 Mrd. Euro Hilfen bereitgestellt, um den Betroffenen 75 % des Monatsumsatzes zu ersetzen.Merkel warb dafür, die neu erlassenen Regeln einzuhalten. “Jeder hat es in der Hand, den November zu einem Erfolg zu machen”, sagte sie. Unter die Regelungen fallen auch private Kontaktbeschränkungen. Merkel appellierte an Verständnis und Verantwortungsgefühl der Mitbürger. Ziel von Bund und Ländern sei es, mit den Beschlüssen die Zahl der Kontakte zu reduzieren und damit die Infektionszahlen zu bremsen bzw. umzukehren. Das Robert-Koch-Institut hatte am Montag 12 097 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. In der Spitze hatte die Zahl bereits mehr als 19 000 erreicht. Am Wochenende stockt das Test- und Meldewesen. Die schnelle Verbreitung des Virus könne keine Regierung verantworten, betonte Merkel. Kontaktbeschränkung zählt Der Fokus der Regierungen von Bund und Ländern sei darauf gerichtet, das Gesundheitswesen und die Auslastung der Intensivstationen nicht zu überfordern. Geleitet seien Bund und Länder zudem von der Absicht, den Wirtschaftskreislauf aufrechtzuerhalten sowie den Lehrbetrieb in Schulen und die Betreuung in Kitas. Für den Protest von Gastronomie und Hotellerie sowie Kultureinrichtungen, die aufwendige Hygienekonzepte geschaffen hatten, zeigte die Kanzlerin Verständnis. Es gehe aber nicht um Gerechtigkeit oder darum, bestimmte Branchen zu bestrafen, sondern darum, die Zahl der Kontakte dort zu beschränken, wo es mit dem kleinsten wirtschaftlichen Schaden möglich sei. Im Gegenzug seien großzügige Hilfen für die Betroffenen vorgesehen.Merkel begründete zudem den vergleichsweise späten Start der neuen Beschränkungen trotz der rasanten Ausbreitung des Virus. Bund und Länder hatten die Beschlüsse bereits am vergangenen Mittwoch gefasst. Die betroffenen Unternehmen sollten demnach Zeit haben, sich auf die neue Lage vorzubereiten. Dazu gehören Anträge auf Kurzarbeitergeld. Zudem hätten die Länder, auch in ihren Parlamenten, Zeit für die rechtliche Umsetzung der Beschlüsse gebraucht. Hoffnung im November “Wir werden politisch versuchen, alles zu tun, damit es auf den November beschränkt bleibt”, sagte Merkel. Sicher ist dies aber nicht. Die Maßnahmen sind bislang bis zum 30. November befristet. Die Regierungschefs von Bund und Ländern sind am 16. November erneut verabredet, um Zwischenbilanz zu ziehen. Merkel deutete an, dass es im Licht der Infektionszahlen Mitte November auch zu schärferen Beschränkungen kommen kann. Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz je 100 000 Einwohner bei 127,8 Infektionen im bundesweiten Durchschnitt. Das Ziel sei es, wieder auf einen Wert von 50 zu kommen. Erst dann sei es den Gesundheitsämtern wieder möglich, Infektionsketten zu identifizieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Derzeit wüssten drei von vier Infizierten nicht, wo sie sich angesteckt hätten. Merkel zeigt sich zuversichtlich, dass die neue, effizientere Teststrategie helfen werde, Einschränkungen zu mildern.