Mersch glaubt an Zukunft des Bargelds
ms Frankfurt – EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch hat die Bedeutung des Bargelds für Europa hervorgehoben und dabei auch mit der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) argumentiert. “Bei einer Abschaffung von Bargeld in Europa würde der einzige direkte Bezug der Menschen zum Zentralbankgeld wegfallen”, schreibt Mersch in einem jetzt auf der Internetseite der EZB veröffentlichten Beitrag. Dieser Bezug trage aber zur öffentlichen Akzeptanz der Zentralbankunabhängigkeit bei, weil er das Vertrauen und den Rückhalt für die Geldpolitik in der Bevölkerung stärke.”Die EZB wird auch in Zukunft Banknoten bereitstellen”, betont Mersch in dem Beitrag und warnt vor dem “Fehler, die Rolle von Banknoten und Münzen in der Wirtschaft zu unterschätzen”. Die meisten Menschen in der Eurozone wollten nicht komplett auf Bargeld verzichten, so Mersch. Er verweist auf eine unveröffentlichte Umfrage der EZB, laut der 80 % aller Transaktionen in Geschäften gegen Barzahlung erfolgen. Wertmäßig betrachtet liege der Bargeldanteil bei mehr als 50 %.Der EZB-Rat hatte im Mai 2016 beschlossen, die Herstellung und Ausgabe von 500-Euro-Banknoten einzustellen. Zusammen mit Plänen in der EU zu Bargeldobergrenzen hatte das Sorgen geschürt, das Bargeld stehe vor dem Aus. Mersch ist diesem Eindruck seitdem mehrfach entgegengetreten und untermauert die Position mit dem neuen Beitrag unter der Überschrift “Warum Europa auch in Zukunft Bargeld braucht”.Vor allem in Deutschland dürfte er damit auf viel Zustimmung stoßen. Eine gestern von der ING-DiBa veröffentlichte Umfrage unter Verbrauchern in 13 europäischen Ländern sowie in den USA und Australien zeigt, dass die große Mehrheit der Deutschen – 84 % – niemals vollständig auf Bargeld verzichten will. Der europäische Durchschnitt liegt bei 76 %. Die Deutschen gaben auch zu 90 % an, “häufig” oder “fast immer” Bargeld bei sich zu tragen – laut ING-DiBa der Spitzenwert.