Mester fordert stärkere Rolle der Geldpolitik

Cleveland-Fed-Präsidentin: Müssen Zinssätze verwenden, um Finanzstabilität zu garantieren

Mester fordert stärkere Rolle der Geldpolitik

Von Julia Wacket, FrankfurtDie globale Finanzkrise ist neun Jahre her, die Weltwirtschaft hat sich erholt und das globale Finanzsystem ist deutlich stabiler. Trotzdem sind die Herausforderungen für Zentralbanker weltweit nicht kleiner geworden – viel mehr müssen sie nun geldpolitische und finanzstabilitätsorientierte Ziele unter einen Hut bekommen. Dies ist aufgrund komplexer regulatorischer Strukturen und der Gefahr der Arbitrage beider Ziele oft nicht einfach. So auch in den USA: Das Land besitzt über 160 Aufsichtsbehörden, neun davon auf Bundesebene, darunter auch die Federal Reserve (Fed) und ihr Board of Governors. Die Präsidentin der regionalen Fed in Cleveland, Loretta Mester, forderte daher am Freitag auf einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB), dass auch die Geldpolitik bei der Garantie von Finanzstabilität eine wichtigere Rolle spielen müsse. Im Falle einer neuen Krise seien die makroprudenziellen Instrumente noch zu begrenzt und unerprobt. Außerdem sei die Finanzmarktregulierung oft sehr komplex. Daher müsste auch die Geldpolitik mehr als ein Mittel genutzt werden, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Wenn die Risiken für die Finanzstabilität zu groß seien, könnte dies mittelfristig auch das Erreichen der geldpolitischen Ziele der Fed (Preisstabilität und Vollbeschäftigung) gefährden. “Die Geldpolitik sollte daher als mögliche Verteidigungsstrategie auf dem Tisch liegen”, sagte Mester.So könnten Zinserhöhungen als eine mögliche Abwehrstrategie von Finanzstabilitätsrisiken genutzt werden – dafür müssten allerdings mehr Szenarioanalysen geldpolitischer Instrumente zur Finanzmarktstabilität durchgeführt werden. Dies sollten die Zentralbanken selbst tun, da sie Forschung und Praxis verbinden. “Die Theorie ist zwar oft elegant, die Praxis ist es jedoch oft nicht”, sagte Mester. Auch sollte die Fed einen Finanzstabilitätsbericht vorlegen. Die Notenbankerin warnte außerdem vor dem Abbau von Reformen, die dazu geführt haben, dass US-Banken besser in der Lage sind, einer Finanzkrise standzuhalten. “Es wäre ein Fehler, die seit der Finanzkrise unternommenen Schritte aufzugeben, die zu einem widerstandsfähigeren Finanzsystem geführt haben”, sagte Mester. Zuerst müsse man sehen, wie die neuen Regularien während des gesamten Zyklus funktionieren, statt nun bereits größere Änderungen vorzunehmen. Der neue Fed-Vorsitzende Jerome Powell hatte sich zuletzt für Anpassungen der amerikanischen Finanzregeln ausgesprochen, so dass diese effizienter würden und mehr auf die Risiken spezifischer Institutionen abzielten. Dies hatte Proteste einiger Demokraten im Kongress hervorgerufen, die befürchteten, dass die Fed und andere Aufsichtsbehörden bei ihrem Wunsch, die regulatorische Belastung der Banken zu verringern, die Lehren aus der Finanzkrise vergessen haben.Mester sagte am Freitag, der beste Weg, die nächste Finanzkrise zu verhindern, bestehe darin sicherzustellen, dass die Finanzinstitutionen stabil blieben, was die Aufseher durch makroprudenzielle Instrumente wie Kapital- und Liquiditätsanforderungen, Stresstests sowie eigene Abwicklungspläne sicherstellten. Beste AussichtenZur Lage der US-Wirtschaft sagte sie, die aktuellen Aussichten zählten “zu den günstigsten, die wir seit langem gesehen haben”. Die US-Wirtschaft nähere sich immer mehr den geldpolitischen Zielen der Fed.