Metaller bekommen mehr Geld
In Rekordzeit haben sich Arbeitgeber und Gewerkschafter in der Metall- und Elektroindustrie auf einen neuen Gehaltstarifvertrag verständigt. In zwei Stufen steigen die Löhne zunächst um 3,4%, dann um 2,2%. Beobachter loben die Angemessenheit der Tarifsteigerung, kritisieren aber das Fehlen flexibler Elemente.lz Frankfurt – Die Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche können sich nach der Tarifeinigung auf deutliche Lohnerhöhungen im laufenden und kommenden Jahr freuen. IG-Metall-Chef Berthold Huber spricht von einem “fairen Kompromiss”. Der Abschluss sei für die Unternehmer verträglich und stelle die Arbeitnehmer deutlich besser. Gesamtmetallpräsident Rainer Dulger begrüßte vor allem die lange Laufzeit. “Wir haben jetzt Planungssicherheit bis zum Januar 2015. Das war uns viel wert gerade in den Zeiten, in denen wir uns befinden”, sagte er.In der Nacht auf den Mittwoch haben sich IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall in München darauf geeinigt, die Löhne nach den zwei Nullmonaten Mai und Juni ab Juli um 3,4% anzuheben, und im Mai 2014 dann nochmals um 2,2%. Der Pilotabschluss für die 3,7 Millionen Branchenbeschäftigten in Deutschland sieht eine Laufzeit von 20 Monaten vor. Ein Ausscheren einzelner Betriebe über eine Öffnungsklausel ist allerdings nicht möglich. Bayern ist damit erstmals seit 1995 wieder Pilotbezirk – in den anderen Tarifbezirken kündigten beide Seiten an, den Abschluss übernehmen zu wollen.Ausgehandelt hatten den Kompromiss der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler und Arbeitgeber- Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke. Renkhoff-Mücke betonte, die Arbeitgeber hätten klargemacht, “dass uns eine längere Laufzeit sehr, sehr wichtig ist”. Beide lobten das konstruktive Klima in den Verhandlungen. Die vierte Tarifrunde hatte am frühen Dienstagabend begonnen, und nach nur sechs Stunden um kurz nach Mitternacht wurde der Kompromiss verkündet.Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber sagte, mit dem Abschluss würden die Beschäftigten fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt. Die Warnstreiks der vergangenen Tage, an denen sich mehr als 750000 Metaller beteiligten, hätten den notwendigen Druck erzeugt, der für die rasche Einigung nötig gewesen sei. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich ein Plus von 5,5% bei 12 Monaten Laufzeit gefordert. Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Tarifplus von 2,3% angeboten.Kritik aus dem eigenen Lager wies Gesamtmetallpräsident Dulger zurück. Es habe sich bei den Verhandlungen so ergeben, dass man für eine längere Laufzeit auf flexiblere Lösungen habe verzichten müssen, betonte er in München. Die bestehenden Instrumente reichten aus, um auf Notlagen einzelner Betriebe reagieren zu können. Alle profitierten nun zudem von verlässlichen Planungsgrundlagen für die Geschäftsjahre 2013 und 2014.Zuvor hatte der Maschinenbau- Verband VDMA kritisiert, dass keine flexiblen Lohnanpassungen vereinbart wurden. Die aktuelle und prognostizierte Lage sei für die Maschinenbau-Unternehmen sehr unterschiedlich, sodass der Abschluss für einige Betriebe keineswegs einfach zu schultern sei, hieß es in einer Erklärung des Verbandes.Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nannte die Tarifeinigung wegen der vereinbarten Nullmonate und der längeren Laufzeit “vertretbar”. “Angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Lage in der Branche stellt er allerdings für viele Unternehmen eine enorme Belastung dar”, räumte er ein. Und auch die lange Laufzeit von 20 Monaten sei als “durchaus mutig” zu bezeichnen vor dem Hintergrund der unklaren weiteren Entwicklung. Es stelle aber darüber hinaus einen “wichtigen Beitrag zur konjunkturellen Entwicklung dar”. Er lobte, dass die bisherigen Tarifabschlüsse 2013 eine sehr differenzierte Entwicklung je nach Lage der Branchen zeigten.—– Wertberichtigt Seite 8