Migration in OECD-Länder auf Rekordniveau
Migration in OECD-Länder
auf Rekordniveau
Zuwanderer sind verstärkt unternehmerisch tätig
ba Frankfurt
Der zunehmende Fachkräftemangel und der demografische Wandel haben 2023 in den OECD-Ländern zu rekordhohen Migrationsströmen geführt. Dabei setzte sich der nach der Corona-Pandemie begonnene Aufwärtstrend bei der Beschäftigung von Zuwanderern fort, wie die Industrieländerorganisation im Migrationsbericht 2024 schreibt. Zudem sind die Zuwanderer derweil immer öfter unternehmerisch tätig und haben zwischen 2011 und 2021 fast 4 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen.
Laut OECD ist der durchschnittliche Anteil der Migranten unter den Selbstständigen in den 25 OECD-Ländern von 11% im Jahr 2006 auf 17% gestiegen. Durch das Unternehmertum entstanden im Durchschnitt etwa 0,2 zusätzliche Arbeitsplätze pro zusätzlichem Migranten in der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Während Migranten unter den Gründern einiger der erfolgreichsten Unternehmen in der OECD zwar überrepräsentiert sind, sind ihre Unternehmen „in praktisch allen Ländern kleiner als die der Einheimischen, weisen ähnliche demografische Merkmale auf und sind in denselben Sektoren tätig“, erklärte die OECD.
Potenzial nicht ausgeschöpft
Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit, dass Zuwanderer auf eigene Rechnung arbeiten, scheinselbständig sind und in der Gig-Economy tätig sind, größer als bei den Einheimischen. Auch wenn nur wenige OECD-Länder gezielte Förderangebote für Zuwanderer hätten, hätten diese „praktisch überall Zugang zu nationalen Programmen und Initiativen“.
Für die deutschsprachigen Länder gilt dem OECD-Experten Thomas Liebig zufolge: Die Selbstständigenquote unter den Zuwanderer ist zwar nur unterdurchschnittlich, doch wenn sich das Unternehmen etabliert hat, ist der Beschäftigungseffekt hoch. So würden die 47% der in Deutschland Selbstständigen mit Beschäftigten im Schnitt 4,9 Jobs schaffen. Das Potenzial der Selbstständigen würde aber immer noch zu wenig ausgeschöpft.
Gut integriert
In den Arbeitsmarkt sind die Migranten zumeist gut integriert: So liegt die Beschäftigungsquote im Jahr 2023 bei 72%, 2013 waren es 65%. Wobei die OECD insgesamt sowohl ein historisch hohes Beschäftigungsniveau als auch eine niedrige Arbeitslosenquote von 71,8% bzw. 7,3% aufweist, wie im Bericht betont wird. Hierzulande allerdings ist die Lücke der Beschäftigungsquote Eingewanderter und im Inland Geborener deutlich gewachsen und so hoch wie lange nicht mehr, erklärte Liebig.
Zehn OECD-Länder verzeichneten die höchsten je gemessenen Beschäftigungsquoten von Zuwanderern auf – etwa Kanada, Großbritannien und die USA sowie die EU27 insgesamt. Laut OECD hat 2023 vor allem die saisonale Migration (+5%) und die der Working Holidaymaker (+23%) zugelegt. Im Gegensatz dazu fiel die Zuwanderung von innerbetrieblich versetzten Arbeitnehmern um 11% zurück.
Neuer Rekord
2023 wurde mit 6,5 Millionen neuen dauerhaften Einwanderern im OECD-Raum ein Rekord aufgestellt – Im Jahr davor lag die Zahl ohne die 4,7 Millionen ukrainischen Flüchtlinge bei rund 6 Millionen. Der größte Teil des Anstiegs entspringt der Familienmigration (16%) und der humanitären Migration (20%). Die befristete Arbeitsmigration nahm gleichfalls zu: Mehr als 2,4 Millionen Arbeitserlaubnisse und Genehmigungen wurden in OECD-Ländern (ohne Polen) erteilt, das sind 16% mehr als im Vorjahr und übertrifft das Niveau vor der Corona-Pandemie um 28%. Die Zahl der internationalen Studenten stieg um 6,7% auf über 2,1 Millionen.
Insgesamt lebten 2023 mehr als 150 Millionen Menschen in den OECD-Ländern, die im Ausland geboren wurden – das entspricht einem Anteil von 11% der Bevölkerung, zehn Jahre zuvor waren noch 9%.