WSI-Auswertung

Mindestlohn hat Einkommen deutlich erhöht

Zehn Jahre Mindestlohn: Die gegen massiven Widerstand eingeführte Lohnuntergrenze hat die Einkommen spürbar erhöht, zeigt eine WSI-Auswertung. Profitiert haben vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen und Ostdeutsche. Die SPD lobt sich selbst.

Mindestlohn hat Einkommen deutlich erhöht

Mindestlohn hat Einkommen deutlich erhöht

WSI sieht vor allem Ostdeutsche begünstigt

ba Frankfurt

Der vor zehn Jahren eingeführte gesetzliche Mindestlohn hat die Einkommen der Beschäftigten deutlich erhöht und regionale Lohnungleichheiten verringert. Laut einer Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung haben vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen sowie Ostdeutsche profitiert. „Die Wirkung des Mindestlohns ist aber natürlich kein Selbstläufer", betont Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI.

Wenn es nur Mini-Erhöhungen gebe, wie in diesem Jahr und für das kommende Jahr vorgesehen, schwäche das den positiven Effekt. „Deutlich stärkere Anhebungen und eine Orientierung an den Referenzgrößen der EU-Mindestlohnrichtlinie, die für einen angemessenen Mindestlohn unter anderem mindestens 60% vom Medianlohn nennt, sind ebenso notwendig wie eine wirksame Stärkung der Tarifbindung, die die EU ebenfalls fordert.“ Derzeit liegt der Mindestlohn bei 12,41 Euro und soll zum 1. Januar 2025 auf 12,82 Euro steigen.

Ostdeutsche profitieren besonders

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert bezeichnete die gesetzliche Lohnuntergrenze als Erfolgsgeschichte. Die Einführung am 16. August 2014 in Höhe von 8,50 brutto sei eine Zeitenwende für die Beschäftigten im Land gewesen, sagte Kühnert der dpa. Der Niedriglohnsektor sei mit dem Mindestlohn enorm geschrumpft. Die SPD sei stolz darauf, den Mindestlohn gegen enorme Widerstände durchgesetzt zu haben, sagte Kühnert. „Er führt nachweislich zu Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt hin zu produktiveren Jobs und bremst die Abwanderung von Arbeitskräften. Er stärkt die Einnahmen der Rentenversicherung und entlastet den Sozialstaat, weil weniger für das Aufstocken von Niedriglöhnen ausgeben werden muss.“

Laut WSI fiel das Plus in Ostdeutschland höher aus, da dort mehr Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten als in Westdeutschland. „Und je niedriger die Einkommen, desto höher waren die Zuwächse.“ Der klare Anstieg der Monatseinkommen entkräftet auch die Sorge Mindestlohn-kritischer Experten, Arbeitgeber könnten die Stundenzahl von Beschäftigten im Mindestlohnbereich reduzieren.

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