KOMMENTAR

Mit Trump beginnt eine Zitterpartie

Es ist schon ein beredtes Zeichen, wenn an den Märkten darüber gejubelt werden darf, dass das für seine Exportstärke genauso bewunderte wie auch bisweilen gefürchtete China eine Steigerung seiner Ausfuhren um gerade einmal 0,1 % hinlegt. Nachdem...

Mit Trump beginnt eine Zitterpartie

Es ist schon ein beredtes Zeichen, wenn an den Märkten darüber gejubelt werden darf, dass das für seine Exportstärke genauso bewunderte wie auch bisweilen gefürchtete China eine Steigerung seiner Ausfuhren um gerade einmal 0,1 % hinlegt. Nachdem Chinas Außenhandel trotz markanter Yuan-Baisse über weite Strecken des Jahres stark geschwächelt hatte, wird dies nun sogar als “Trendwende” gefeiert. Sie fügt sich bestens in das Bild einer seit Herbst wieder stabiler wirkenden Konjunkturverfassung im Reich der Mitte. Denn Anfang 2016 fürchtete man sich – vor allem im Ausland – noch vor einem bevorstehenden Niedergang der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.Aus Sicht der chinesischen Regierung sieht die Bilanz auf der Zielgeraden hin zum Jahresultimo 2016 jetzt recht solide aus, wie Premier Li Keqiang kürzlich wieder wissen ließ. Die wichtigsten Vorgaben und allen voran das offizielle Wachstumsziel im Korridor zwischen 6,5 und 7 % können zweifelsohne erfüllt werden. Dahinter stehen freilich auch extreme Anstrengungen der Wirtschaftslenker. Mit forcierten Infrastrukturprogrammen begegnete man etwa einer Abschwächung der privaten Investitionen und versuchte damit, das Wachstum der Anlageinvestitionen einigermaßen auf Kurs zu halten.Im Windschatten eines Immobilienbooms und unter Zuhilfenahme fiskalischer Impulse ist es außerdem gelungen, die Bauwirtschaft und die Industrieproduktion insgesamt wieder zu beleben und die Dynamik im Dienstleistungsbereich aufrechtzuerhalten. Der Außenhandel hat mit einem Exportrückgang um 7,2 % und einem Importrückgang um 6,2 % wie im vergangenen Jahr unter dem Strich nicht mehr positiv zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beigetragen. Nun kann man darauf hoffen, dass die von globalen Nachfragetrends und auch Rohstoffpreisen mitbestimmte und damit von Chinas Wirtschaftslenkern wesentlich schwieriger zu beeinflussende Außenhandelsperformance im Jahr 2017 positiver auf Chinas Konjunkturtrend abfärbt.Das ist aber kein Grund, die Korken knallen zu lassen. Denn mit dem baldigen Einzug des kommenden US-Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus steht ein enormer Unsicherheitsfaktor für die bilateralen handels- und wirtschaftspolitischen Beziehungen der beiden größten Weltmächte an. Sämtliche Prognosen zu Chinas Außenhandel sind seither mit einem dicken “Disclaimer” versehen.Wenn Trump seine im Wahlkampf angedeuteten Drohungen, auf chinesische Importe kategorisch Strafzölle verhängen zu wollen, auch nur ansatzweise wahr macht und dazu auch noch außen- und sicherheitspolitische Konflikte anfacht, muss man möglicherweise bald eine ganz andere Rechnung aufmachen. Zuletzt konnte man bereits sehen, dass die Tagesbewegungen des chinesischen Yuan zum Dollar wesentlich stärker von obskuren nächtlichen Twitter-Botschaften des amerikanischen Präsidentschaftsanwärters beeinflusst wurden als von den Referenzkursen der chinesischen Zentralbank.Für Peking mag es ein Trost sein, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr auch bei einem schwachen Außenhandel ganz gut über die Runden gekommen ist. Wenn im kommenden Jahr aber an dieser Front das Chaos ausbricht und zudem der chinesische Wohnimmobilienmarkt – wie zu erwarten – deutlich abkühlt, muss Peking wohl oder übel wieder neue Stimuli aus dem Hut zaubern, um sein hehres Wachstumsziel zu wahren.