Moody's droht China mit Rating-Herabstufung

Negativer Ausblick - Zweifel am Reformtempo

Moody's droht China mit Rating-Herabstufung

Von Norbert Hellmann, SchanghaiChina bekommt im Vorfeld des Volkskongresses, auf dem der Fünfjahresplan verabschiedet werden soll und neue Reformakzente gesetzt werden sollen, wachsenden Druck von führenden Ratingagenturen zu spüren. In einem Report der Agentur Moody’s wird die Bonitätsnote für die langfristigen Verbindlichkeiten und damit die Kreditwürdigkeit des Landes auf dem bisherigen Niveau “Aa3” belassen, doch senkt Moody’s den Ausblick für das Rating von “stabil” auf “negativ”.Die eher überraschend gekommene negative Einschätzung von Moody’s gilt als weiteres Zeichen eines Vertrauensverlustes in die Fähigkeiten der chinesischen Regierung, das Wirtschaftswachstum auf Kurs zu halten und dabei gleichzeitig einen reformgetriebenen Strukturwandel zu forcieren. Auch Fitch sieht mehr RisikenSeitens der Agentur Fitch Ratings erfährt China zwar eine Bestätigung des langfristigen Ratings mit der Note “A+” und einem unverändert stabilen Ausblick, muss sich jedoch warnende Worte zu wachsenden Verschuldungsrisiken, den Gefahren einer weitergehenden Lockerung der Geldpolitik und von Schwächesymptomen im weitgehend staatlichen Bankensystem gefallen lassen.Das gedrückte Ratingsentiment dürfte indes keinen unmittelbaren Einfluss auf chinesische Bondrenditen haben. Am Mittwoch begab das Finanzministerium 20 Mrd. Yuan (2,8 Mrd. Euro) an fünf- und einjährigen Papieren mit Renditen zu 2,82 und 2,15 % und damit leicht unter dem Niveau der im Sekundärmarkt umlaufenden Titel. Auch an Chinas Börsen sind die neuen Ratingberichte mit Achselzucken aufgenommen worden.So zeigten sich die Anleger im Vorfeld des am Samstag mit dem Jahreswirtschaftsbericht des Premierministers Li Keqiang beginnenden Volkskongresses gut gelaunt und spekulieren auf neue wachstumsstimulierende Maßnahmen der Regierung. Mit der jetzt bestätigten Länderbonitätsnote von “Aa3” liegt China auf der vierthöchsten Bewertungsstufe in der Moody’s-Skala. Aus der Sicht von Bondmarktanlegern bedeutet dies eine sichere Anlage mit einem gegenwärtig so gut wie vernachlässigbaren Ausfallrisiko – längerfristige Probleme nicht ausgeschlossen. Heftige AbsicherungsprämieObwohl es derzeit kaum Marktstimmen gibt, die einen Default von chinesischen Regierungsanleihen für denkbar halten, hat sich die Marktnervosität rund um die Abwertung des Yuan, verstärkte Kapitalabflüsse und heftige Turbulenzen am Aktienmarkt in steigenden Absicherungsprämien auf einen Zahlungsausfall manifestiert. Tatsächlich zeigen entsprechende Credit Default Swap (CDS) genannte Finanzderivate in fünfjähriger Laufzeit seit November einen Anstieg des Risikoaufschlags um 38 auf 134 Basispunkte.Dies drückt eine erhebliche Marktunsicherheit zu China aus. Nach Berechnungen von Bloomberg nämlich ist die Absicherung der Ausfallrisiken auf chinesische Papiere derzeit teurer als die von vergleichbaren philippinischen Regierungsanleihen. Dabei wird aber das Länderrating der Philippinen bei Moody’s gegenwärtig fünf Stellen niedriger als das für China veranschlagt.